Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) steht den noch vor dem Jahreswechsel geplanten ersten Corona-Impfungen skeptisch gegenüber.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Eisenstadt – Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) steht den noch vor dem Jahreswechsel geplanten ersten Corona-Impfungen skeptisch gegenüber. Es gebe den Wunsch des Bundes, zwischen den Feiertagen die ersten Impfungen zu machen. Natürlich wolle man dies auch medial verkaufen: "Wir machen bei diesen Show-Impfungen nicht mit. Da geht es wieder nur um Präsentation, da geht es wieder nur um PR", sagte Doskozil am Dienstag vor Journalisten.

Doskozil sieht offene Fragen

"Welche Nebenwirkungen gibt es? Was bedeutet die Impfung für Allergiker? Ist die Impfung gentechnisch verändert oder nicht? Kann ein Geimpfter Überträger sein? Ist die Impfung nur so, dass der Verlauf gedämpft wird? Diese Fragen bitte muss doch eine Bundesregierung beantworten, bevor man einem mündigen Bürger in Österreich zumutet: Du musst dich jetzt impfen lassen. Das ist uns die Bundesregierung schuldig", sagte Doskozil – obwohl viele der Fragen ohnehin wissenschaftlich geklärt sind.

DER STANDARD

"Ich glaube, es wäre besser gewesen, der Herr Bundeskanzler und der Herr Vizekanzler hätten auf den Besuch des Babyelefanten verzichtet und hätten mehr in Aufklärung, Transparenz und Meinungsbildung investiert", meinte der Landeshauptmann. Sollte es tatsächlich die Impfung am 27. Dezember geben, dann müssten die, die sich dort impfen ließen, diese Fragen beantwortet bekommen. "Jemanden zu impfen, ohne ihm diese Fragen zu beantworten, ist aus meiner Sicht eine Verhöhnung der Bürger."

"Wir sind in einer Pandemie, wo relativ rasch – das hat es noch nie gegeben – ein Impfstoff entwickelt und zugelassen wird innerhalb kürzester Zeit", so Doskozil. Seine persönliche politische Meinung sei: "Wenn ich Verantwortung tragen würde auf Bundesebene, würde ich nicht zulassen, bevor diese Fragen nicht beantwortet sind, dass ein Österreicher geimpft wird."

Vorbild US-Präsident

Auf die Frage, ob sich der designierte US-Präsident Joe Biden wohl impfen lasse würde, wenn er nicht der Meinung sei, dass die Impfung sicher sei, meinte Doskozil, er gehe davon aus, dass Biden informiert sei, dass er Bescheid wisse und dass dieser für sich selbst beurteilt habe, sich unter diesen Voraussetzungen impfen zu lassen. "Das, was für den designierten Präsidenten der Vereinigten Staaten gilt, das muss für jeden Österreicher gelten", sagte Doskozil. Er selbst würde sich impfen lassen, "wenn diese Fragen für mich beantwortet sind" und wenn aufgrund seiner bereits gehabten Infektion die Impfung notwendig sei.

ÖVP-Kritik

Die ÖVP reagierte am Dienstagabend empört über Doskozils Aussagen. Die stellvertretende Generalsekretärin und Gesundheitssprecherin Gabriela Schwarz bezeichnete dessen Kritik als "nicht nachvollziehbar".

Doskozils mangelndes Vertrauen in die europäische Zulassungsbehörde schaffe "unnötige Verunsicherung", meinte Schwarz. "Mit seinen impfskeptischen Äußerungen stellt sich Doskozil jedenfalls auf eine Stufe mit den Corona-Verharmlosern der FPÖ rund um Klubobmann Kickl (Herbert, Anm.) und befeuert wirre Verschwörungstheorien noch mehr."(APA, red, 22.12.2020)