Sebastian Kurz in der ORF-Show "Lebensretter" am Dienstagabend bei der Preisverleihung.

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Sebastian Kurz hat in diesem Jahr viel gelernt. Aufgefallen ist ihm, dass ganz viele Menschen abseits von Vereinen und Strukturen begonnen haben zu helfen. Das hat ihn beeindruckt, sagt der Bundeskanzler zu Barbara Stöckl Dienstagabend in einer Sendung, die laut Stöckl "das Bundeskanzleramt initiiert" hat. "Lebensretter" heißt sie.

Ist es diese Solidarität?

"Ist es genau dieser Zusammenhalt, diese Solidarität, auf die es ankommt?", fragt Moderatorin Stöckl den Kanzler. "Ja, definitiv", sagt Kurz in der von seinem Amt initiierten Sendung im öffentlich-rechtlichen ORF. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, das ist eine eigenwillige Konstruktion.

Die Idee hinter dieser Konstruktion, breit gewählt nach 1945 und den Erfahrungen total in den Dienst staatlicher Propaganda gestellter Medien: ein öffentliches Medienunternehmen, von der Öffentlichkeit finanziert und im Dienst der Öffentlichkeit, aber zugleich unabhängig von Regierung und Politik wie auch Interessen von Konzernen und ihren Bossen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat das Showformat gemeinsam mit Sebastian Kurz' Kanzleramt 2018 binnen weniger Wochen ins Programm gehoben.

"Krone", Regierungssprecher, ORF-General

Zusammen mit dem Chefredakteur der weitaus größten Zeitung, der "Krone", und dem damaligen Regierungssprecher suchte Wrabetz als Jury die "Lebensretter" des Jahres aus. Der Kanzler persönlich überreicht in der ORF-Show die Auszeichnungen (2019 übernahm das Kanzlerin Brigitte Bierlein).

Ende 2018, als das Format entstand, arbeitete die Koalition von ÖVP und FPÖ an einem neuen ORF-Gesetz, um Wrabetz' Amtszeit als ORF-Chef vorzeitig zu beenden. Ibiza beendete die Koalition, bevor sie das Gesetz umsetzen konnte. Und Wrabetz arbeitet inzwischen an seiner dritten Wiederwahl, wenn der ORF-Stiftungsrat am 10. August 2021 mit ÖVP-Mehrheit die nächste ORF-Führung ab 2022 bestellt.

Die "Lebensretter"-Jury 2020: ORF-Chef Alexander Wrabetz, Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und "Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann (von links).
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Pandemie und Terror

In "Lebensretter" geht es um "Österreichs Heldinnen und Helden", etwa bei Feuerwehr, Rettung, in der Medizin, ein Preis für jedes Bundesland. Die Ausgabe 2020 kreiste – selbstverständlich in diesem Jahr – um die Pandemie, um die Entwickler von Gurgeltests und Teststraßen, einen praktischen Arzt, der als erster in Tirol PCR-Tests in seiner Praxis durchführte, einen gegen Lockdown-Trübnis ansingenden Operetteninterpreten, um das medizinische Personal und Hilfe für ältere Menschen und, mit einem Sonderpreis, um die Einsatzkräfte der Nacht des Terroranschlags in Wien am 2. November.

Aber wenn man Sebastian Kurz zuhört, wie er über das Helfen spricht, über Zusammenhalt und Engagement, dann kommt in diesem Jahr 2020 auch ein großer Fall für "Lebensretter" jenseits der österreichischen Grenzen in den Sinn.

"Im Leben gibt es eigentlich nichts Schöneres als zu helfen"

Elisabeth Köstinger, Landwirtschaftministerin und heuer "Lebensretter"-Jurorin mit Wrabetz und "Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann, blieb aus ihren Gesprächen mit Kandidatinnen und Kandidaten vor allem "Lukas aus Niederösterreich" in Erinnerung. Der hat ihr gesagt: "Im Leben gibt es eigentlich nichts Schöneres als zu helfen". Ein grenzenlos gültiger Merksatz. (Harald Fidler, 22.12.2020)