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Jared Kushner (rechts) hört zu, wie Marokkos Außenminister Nasser Bourita in Rabat spricht.

Foto: AP/Abdeljalil Bounhar

Rabat – Knapp zwei Wochen nach der Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Marokko hat der erste kommerzielle Direktflug zwischen beiden Ländern stattgefunden. An Bord der Maschine von Tel Aviv nach Rabat befand sich am Dienstag eine US-israelische Delegation, die dann in der marokkanischen Hauptstadt mehrere Vereinbarungen unterzeichnete. Zu der Delegation gehörte der US-Nahostberater Jared Kushner, Schwiegersohn von Präsident Donald Trump.

Die Normalisierung der israelisch-marokkanischen Beziehungen war unter Vermittlung der USA zustande gekommen. Die Delegation wurde von König Mohammed VI. im Königspalast empfangen. Danach wurde eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der sich alle Seiten verpflichteten, das Abkommen über normale Beziehungen bis Ende Jänner voll umzusetzen.

Das israelische Verbindungsbüro in Rabat soll innerhalb von zwei Wochen eröffnet werden, wie der marokkanische Außenminister Nasser Bourita ankündigte. Zudem wurden vier bilaterale Abkommen zum Finanzsektor und Flugverkehr, zu diplomatischen Visa und zur Wasserwirtschaft unterzeichnet.

Netanjahu grüßt an Board

Während des Flugs war an Bord eine Botschaft des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu abgespielt worden, in der dieser von einem "historischen Flug" und einem "erneuten großen Durchbruch für den Frieden" sprach. Die Delegation war unter großem Zeremoniell vom Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv verabschiedet worden. Ihr Empfang am Airport in Rabat fiel dann jedoch eher nüchtern aus.

Marokko hatte Israel als vierter arabischer Staat nach den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Sudan in diesem Jahr anerkannt. Im Rahmen ihres Normalisierungsabkommens vereinbarten die beiden Länder am 10. Dezember, diplomatische Vertretungen erneut zu eröffnen und eine umfangreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit einzuleiten.

Jüdischen Gemeinden schon in der Antike

Marokko und Israel verfügten bereits in den 1990er-Jahren über Verbindungsbüros in Rabat und Tel Aviv. Sie wurden im Jahr 2000 zu Beginn des zweiten Palästinenseraufstands (Intifada) gegen Israel jedoch wieder geschlossen.

In Marokko gab es bereits seit der Antike eine jüdische Gemeinde, die nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 stark wuchs. Ende der 1940er-Jahre lebten in Marokko rund 250.000 Juden, bevor ihre Zahl nach der Gründung des Staates Israel 1948 stark zurückging. Noch heute lebt in Marokko mit etwa 3.000 Menschen die größte jüdische Gemeinde in Nordafrika.

Auch Westsahara thematisiert

Thema des Besuchs der US-israelischen Delegation in Rabat war auch die Westsahara. Kushner bekräftigte in dieser Frage den Kurs des scheidenden US-Präsidenten Trump, der zu einer "dauerhaften Lösung" führen werde. Trump hatte zeitgleich zum Normalisierungsabkommen zwischen Israel und Marokko die Souveränität Marokkos über die umkämpfte Konfliktregion anerkannt.

Die Westsahara war bis 1975 spanische Kolonie und wurde dann größtenteils von Marokko besetzt und annektiert. Die Befreiungsbewegung Frente Polisario kämpfte gegen die Besatzung und rief 1976 mit Unterstützung Algeriens und Libyens die Demokratische Arabische Republik Sahara aus. Marokko will dem rohstoffreichen Gebiet an der fischreichen Atlantikküste im Nordwesten Afrikas aber lediglich eine begrenzte Autonomie zubilligen. Die Polisariofront fordert dagegen ein Unabhängigkeitsreferendum. (APA, 32.12.2020)