Für wichtige und gute Vorhaben benötigt es keinen Jahreswechsel.

Foto: imago images/Travel-Stock-Image

Immer dasselbe rund um die sogenannte stille Zeit: vor den Feiertagen der Megastress, und dann in der Zeit zwischen den Jahren wieder ganz schön viel Druck. Man muss sich ja die Neujahresvorsätze zurechtlegen. Danach wird man ja auch gefragt – offenbar ist das ein fixer Bestandteil in jedem Smalltalk. Da wird indirekt über das zu verbessernde Ich parliert: "Na, und was hast du dir vorgenommen?" Daran kann nicht einmal die Pandemie rütteln.

Es spricht ja nichts dagegen, sich vorzunehmen, weniger zu trinken, zu rauchen, zu schimpfen. Mehr zu sporteln, gesünder zu essen, weniger Geld den Streamingdiensten zuzuwerfen, weniger Müll zu produzieren oder sich selbst nicht andauernd als Nabel der Welt zu sehen. Das sind allesamt wichtige und gute Vorhaben. Ganzjährig, dazu benötigt es ja keinen Jahreswechsel. Bekanntlich geht das alte ins neue Jahr "schwupp" über. Mit der Verwirklichung von Vorsätzen ist es nicht so – sie benötigen Einübung, nicht nur einen Click. Ausgesprochen zäh. Das wäre ja auch zu schön: Schwupp und Change.

Heuer ist es trotzdem noch einmal anders. Wie und wieso, wird seit Wochen rundum erklärt. Weniger Chancen, ein paar schöne Momente mit den liebsten Menschen zu haben und noch mehr auf sich selbst zurückgeworfen zu sein mit aller Entbehrung und allen Sehnsüchten ist wirklich auch traurig. (Man muss es aussprechen dürfen, auch wenn es der Regierungssprech nicht gestattet.) Allerdings lässt sich aus der einsamen Mehrzeit etwas machen, nämlich Altjahresputz zwecks Klarheit. Keine leichte Übung, aber ganz sicher versehen mit Lohn. Was will ich nicht mehr in meinem Leben, das ich beeinflussen kann? Was will ich künftig nicht mehr oder anders im Job? (Klare Mail diesbezüglich an die Vorgesetzten.) Was ist mein Wunsch an die kommenden Jahre, ganz unabhängig von Corona- und Ökokrise – und was führt dorthin?

Was schleppe ich mit, ohne es wirklich zu wollen? Mit ein wenig Ruhe lässt sich fühlen, welche Gewichte da an den Beinen hängen, die man abwerfen sollte. Vielleicht kommt da – schwupp – eine große persönliche Chance Richtung echtes Glück. (kbau, 27.12.2020)