Mit Saft aus der Bergkaktusfrucht startete Kaahee durch. Doch die Corona-Krise machte dem Start-up einen Strich durch die Rechnung.

Foto: HO

Das Start-up Kaahee ist als Katerkiller angetreten, nun verspürt man aber wirtschaftlich einen mächtigen Hangover. Das Unternehmen, das die Märkte mit einem schamanisch angehauchten Getränk aus der Bergkaktusfeige erobern wollte, lässt die Investoren durch die Finger schauen. Dabei hatte das Wiener Unternehmen immer wieder für Furore gesorgt, zumindest medial.

In der Puls-4-Show 2 Millionen in 2 Minuten wurden Größen wie Hans Peter Haselsteiner als Geldgeber gewonnen. Der Baulöwe ließ mit der Aussage aufhorchen, er traue Kaahee eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Red Bull zu.

Süße Träume

Selbst vor Parallelen mit Coca-Cola scheute Haselsteiner nicht zurück. Die Listung in großen Handelsketten wie Spar, die Internationalisierung sowie Produktinnovationen machten das Start-up zum Objekt der Begierde. Der Anti-Hangover-Drink brach Rekorde beim Crowdfunding, bei dem auch kleine Investments über Plattformen ermöglicht werden.

Doch dann bremste Corona die Expansion, wie das Unternehmen am Montag in seinem vertraulichen Managementbericht an die Crowd-Investoren berichtete. Neue Listungen hätten sich verzögert, die Marktbetreuung in Supermärkten war vorübergehend untersagt und das Vertriebsteam in Kurzarbeit, Messen wurden abgesagt. Da auch weniger oder gar keine Partys gefeiert wurden und die Gastronomie teilweise geschlossen war, versiegten diese Absatzkanäle ebenfalls teilweise.

Die gute Nachricht von Kaahee: Das Ergebnis vor Abschreibungen und Zinsen sei positiv, "trotz aller Restriktionen sind die Covid-19-Auswirkungen für uns verkraftbar".

Anleger zittern

Das hat einen Grund, über den sich die Investoren gar nicht freuen. Sie brachten 763.600 Euro über Crowdfunding-Darlehen auf, die jetzt und auch im kommenden Jahr nicht bedient werden. Für Zinszahlungen und Tilgungen seien "die Voraussetzungen nicht gegeben", heißt es in einer Information an die Anleger. Kaahee beruft sich auf eine Nachrangklausel in den Verträgen, wonach die Darlehen nur bedient werden, wenn das Eigenkapital positiv ist und die Zahlung zu keiner Insolvenz führen würde. Nachsatz: Aktuell sei das Eigenkapital negativ.

Nun will das Unternehmen, das am Mittwoch nicht erreichbar war, seine wirtschaftliche Situation verbessern. Nach der Konsolidierung peilt Kaahee dank neuer Listungen wieder Wachstum an. Das Start-up verweist u. a. auf die Aufnahme ins Food-Starter-Programm des deutschen Handelsgiganten Edeka.

Große Hoffnungen

Große Hoffnungen setzt man auch in den Ausbau der Sparte Urban, bei der Produkte von Partnern vermarktet werden. Um im Trend liegende Lebensmittel und Getränke zu vertreiben, wurde die Plattform Lieferei.at aus dem Konkurs gekauft. Gleichzeitig werden ertragsschwache Produkte aus dem Programm genommen, heißt es in der Management-Information.

Somit blicke Kaahee zuversichtlich und voller Tatendrang dem Jahr 2021 entgegen. Unternehmenschef und Gründer Julian Juen zu den darbenden Anlegern: "Für die Unterstützung all unserer Investorinnen und Investoren und Mitstreiterinnen und Mitstreiter möchten wir uns herzlichst bedanken." (Andreas Schnauder, 24.12.2020)