Im Lager Kara Tepe wird die Tagesbetreuungsstätte errichtet.

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Wien/Athen/Lesbos – Die griechische Regierung hat "grünes Licht" für die Errichtung einer von der türkis-grünen Bundesregierung finanzierten Tagesbetreuungsstätte für rund 500 Kinder auf der Insel Lesbos gegeben. Das teilte das Außenministerium am Donnerstag mit. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und SOS-Kinderdorf Geschäftsführerin Elisabeth Hauser zeigten sich über die Zusage erfreut. "Wirksame Hilfe vor Ort ist ein ganz zentrales Anliegen dieser Bundesregierung", so Schallenberg. "Wir gehen davon aus, in den nächsten Tagen starten zu können", ergänzte Hauser.

In der vom SOS-Kinderdorf geführten Tagesbetreuungsstätte auf der griechischen Insel Lesbos soll die Betreuung von rund 500 Kindern und ihren Familien sichergestellt werden. Neben psychosozialer Unterstützung und Bildungsangeboten für Kinder wird auch eine Beratung der Eltern angeboten werden. SozialarbeiterInnen, PädagogInnen und PsychologInnen von SOS-Kinderdorf betreuen bereits jetzt in einer seit 2015 bestehenden Tagesbetreuungsstätte Kinder und Familien auf Lesbos, wurde in der Mitteilung betont.

Man betonte außerdem, dass bereits in der Vergangenheit Gelder nach Griechenland geflossen seien. Sei das aus dem Auslandskatastrophenfonds des Uno-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) oder durch das österreichische Innenministerium: Nach dem Brand auf Moria habe das Innenministerium. Bereits im Frühjahr wurden 181 Wohn- und Sanitärcontainer nach Griechenland geschickt.

Katastrophale Bedingungen

Diese Hilfslieferungen sorgten aber auch für Kritik, weil zumindest Teile davon laut Medienberichten nie am Bestimmungsort ankamen. Auch das Projekt der Kinderbetreuungsstätte ist nicht unumstritten, weil dessen Umsetzung ein längerfristiges Projekt ist, die Situation in dem Flüchtlingslager aber aktuell auch wetterbedingt katastrophal ist.

Appell für Aufnahme von Flüchtlingen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kardinal Christoph Schönborn bekräftigten unterdessen am Heiligen Abend ihren Appell zur Aufnahme von Flüchtlingen aus den griechischen Lagern eindringlich . In der ORF-Sendung "Licht ins Dunkel" riefen das Staatsoberhaupt und der Wiener Erzbischof zu "erster Hilfe" bzw. zu "Menschlichkeit" auf. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte, dass Jesus Christus dazu aufrufen würde zu helfen.

Die Aufnahme von Geflüchteten aus den Camps in Österreich lehnt die ÖVP ab. Hilfsorganisationen, Politiker verschiedener Parteien, der Bundespräsident, die Kirche sowie Kulturschaffende haben diese Woche ihren Appell an die Regierung zur Beteiligung an der Evakuierung der Menschen erneuert. Auch die Grünen haben sich dafür ausgesprochen. (APA, 24.12.2020)