Reger Betrieb auf einer Einkaufsstraße in der Wiener Innenstadt vor dem Heiligen Abend. Die Menschen nutzten die Möglichkeit, Weihnachtsgeschenke zu besorgen – und unter die Leute zu kommen.

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Im Handel herrscht Katerstimmung – und das noch vor dem Jahreswechsel. Das Weihnachtsgeschäft ist alles in allem mau verlaufen, auch wenn die Besucher zuletzt recht zahlreich in die Einkaufsstraßen und -zentren geströmt sind.

Das Weihnachtsgeschäft hat für die meisten Branchen eben erst am 7. Dezember begonnen – und ab Montag heißt es für alle mit Ausnahme von Lebensmittelhandel, Drogerien, Trafiken und Apotheken einmal mehr: Die Rollläden bleiben bis 17. Jänner unten. Das gilt auch für Friseure und sonstige persönliche Dienstleistern. Danach ist die Wiedereröffnung des Handels aber auch des Kulturlebens und der Gastronomie zumindest untertags vorgesehen..

Eines ist diesmal anders: Es darf bestellt und abgeholt werden. Auch so manche kleinen Geschäfte haben mittlerweile entsprechend reagiert und ihre Internetpräsenz ausgebaut. Kaum ein Händler, der nicht seinen Kunden mit der Rechnung auch ein Kärtchen mit der Onlineadresse und dem Hinweis, dass man auch online einkaufen könne, in die Hand drückt.

Dickes Minus

Für das gesamte Weihnachtsgeschäft 2020 sind die Einzelhändler laut einer Umfrage der KMU Forschung Austria pessimistisch. 54 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang, 28 Prozent glauben, das Minus wird größer als ein Viertel, nur ein Viertel rechnet mit einem Umsatzplus. 150 bis 300 Millionen Euro weniger Weihnachtsumsatz dürften laut KMU Forschung erwirtschaftet werden, die Forscher taxieren ihn auf 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro.

Zwischen 28. und 31. Dezember fallen heuer dreieinhalb Einkaufstage weg. Tage, an denen die Händler traditionell noch viel Umsatz machen, etwa mit Kunden, die Gutscheine oder Geldgeschenke einlösen. Das ist jedes Jahr eine erkleckliche Summe, aber heuer waren die Kuverts, die unter den Christbäumen lagen, besonders prall gefüllt. 927 Millionen Euro landeten in bar auf den Gabentischen, im Vorjahr waren es 836 Millionen Euro. Wohl eingedenk der unsicheren Situation will jeder Zweite allerdings heuer mehr vom Geldgeschenk sparen, geht aus einer Umfrage des Preisvergleichsportals Durchblicker.at hervor. Im Handel landet es damit voraussichtlich nicht.

Hohe Mieten

Nicht nur jene, die in den Lockdowns zusperren mussten, ächzen. Reformhändler Alexander Martin ist etwa mit 80 Prozent seiner 49 Filialen in Einkaufszentren vertreten. "Wir nehmen die hohen Mieten in Kauf, weil wir dadurch die Frequenzen bestmöglich nutzen könnten. Das funktioniert durch Sperrung eines Großteils der Geschäfte natürlich nicht mehr", so Martin. Mit einigen Vermietern hätte man partnerschaftliche Lösungen für den ersten Lockdown gefunden: "Lockdown zwei und drei sind noch nicht geklärt."

Die Einbußen muss er selbst stemmen, da nur direkt betroffene Unternehmen einen Umsatzersatz erhalten. Für einen Fixkostenzuschuss sei das Minus zu gering. Das Betriebsergebnis werde definitiv hinter dem der Vorjahre liegen, so Martin und zählt eine lange Liste an Belastungen auf: Warenverluste, Zusatzkosten durch Hygienekonzepte, teure Werbung, die zur Unzeit ins Leere lief.

Treue Kunden

Aber auch auf der Habenseite hat der Reformhändler einiges stehen: Stammkunden, die die Treue halten, viele innerstädtische Standorte hätten sich positiv entwickelt und das Minus in den meisten Centern etwas abgefedert. "Bitter wird der Start ins neue Jahr, denn das, was Anfang Jänner fehlt, lässt sich sicherlich nicht in der zweiten Jännerhälfte aufholen."

Auch dem Sporthandel ist nicht nach Jubeln zumute. Skifahren ist erst seit kurzem möglich. Der Wintertourismus fällt aber komplett aus. Zwar gab es auch für die Händler in den Städten einen Umsatzverlust, dieser war aber bei weitem nicht so hoch wie bei den Kollegen in den Skigebieten, ziehen die insgesamt 240 Sport-2000-Händler Zwischenbilanz. Der neuerliche Lockdown bis 18. Jänner verschärfe die Lage zusätzlich. Auch wenn Skigebiete für Tagesgäste öffnen würden, seien Skiverleih und Skiservice vom Ausbleiben der Gäste aus dem Ausland massiv betroffen. (Regina Bruckner, 28.12.2020)