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Nicht unumstritten: Kaliforniens neuer Bundessenator Alex Padilla.

Foto: AP Photo/Rich Pedroncelli, File

So richtig vermag es Alex Padilla, Kaliforniens neuer Mann in Washington, niemandem recht zu machen. Den einen ist der 47-jährige Demokrat, dessen Eltern vom ländlichen Mexiko vor seiner Geburt in die Arbeitervorstadt Pacoima bei Los Angeles gekommen sind, viel zu pragmatisch. Den anderen ist er entschieden zu parteiisch, um den Senatorenposten der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris auszufüllen. Weiteren wiederum ist der erste Latino als kalifornischer Senator schlicht nicht schwarz genug, um die Bevölkerung des Staates zu vertreten.

Der am renommierten Massachusetts Institute of Technology ausgebildete Ingenieur hat in seiner lange Politkarriere gelernt, sich von derlei Unkenrufen nicht beirren zu lassen. "Wer hätte gedacht, dass meine Familie innerhalb einer Generation zu den führenden Stimmen dieses Landes gehören wird", sagte er dem San Francisco Chronicle vor seiner Kür zum Senator. "Das ist doch der Beweis, dass es den amerikanischen Traum wirklich gibt." Den will Padilla nun, oben angekommen, für seine Landsleute weiterleben.

Statt des Weltraums in den Senat

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass der Immigrantensohn, der eigentlich in der Weltraumindustrie hatte Fuß fassen wollen, erstmals an die Politik andockte. Wie für viele Latinos seiner Generation war es ein umstrittener Vorschlag des damaligen Gouverneurs Pete Wilson, der den jungen Alex Padilla politisierte: Der Republikaner wollte illegalen Einwanderern den Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen erschweren. "Ich fühlte mich und meine Familie beleidigt", sagte Padilla unlängst.

Rasch begann er, seine Wut in politisches Engagement zu übersetzen – ebenso schnell stieg er die Karriereleiter empor. Erst war er Assistent der kalifornischen Senatsveteranin Dianne Feinstein, danach wurde er mit 26 der jüngste Vorsitzende des Stadtrats von Los Angeles. 2006 wurde er erstmals in den kalifornischen Senat gewählt, wo er mit dem – damals revolutionären – Verbot von Einwegplastiksackerln auf sich aufmerksam machte. Acht Jahre später wurde er ins Innenministerium befördert. Dort verfolgte der Vater dreier Kinder einen harschen Kurs gegenüber Häftlingen und setzte ein ambitioniertes Programm in den Sand, mit dem Kalifornien seine notorisch niedrige Wahlbeteiligung steigern wollte.

Nun, im Zenit seiner Karriere, muss er beweisen, dass er auf seine Kritiker zugehen kann. Und das Land, so wie seine Vorgängerin Harris, versöhnen. (Florian Niederndorfer, 28.12.2020)