Britische Fischer bemängeln, dass Versprechen nicht eingehalten wurden – vielen werde es nach dem Deal schlechter gehen als davor.

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Britische Fischer fühlen sich durch den Brexit-Deal von Premierminister Boris Johnson betrogen. "Boris Johnson hat uns die Rechte an allen Fischen versprochen, die in unserer exklusiven Wirtschaftszone schwimmen, aber wir haben nur einen Bruchteil davon erhalten", sagte der Chef des nationalen Verbands der Fischereiorganisationen (NFFO), Andrew Locker, dem Sender BBC Radio 4. "Ich bin wütend, enttäuscht und fühle mich betrogen."

Johnson habe versprochen, dass es keinem Fischer schlechter gehen werde. Aber nun gebe es "eine beträchtliche Anzahl", denen es deutlich schlechter gehen werde als vor dem Deal, sagte Locker.

Fischerei als größtes Streitthema bei den Verhandlungen

Als Großbritannien noch EU-Mitglied war, hätten die Fischer mit der Gemeinschaft handeln können. "Wir haben Dinge, die wir nicht gebraucht haben, gegen Fisch getauscht, den sie nicht gebraucht haben. Und das hat uns ermöglicht, einen Jahresplan aufzustellen", sagte Locker. Nun müssten die britischen Fischer schwer kämpfen, um ihre Existenz zu erhalten.

Die Fischerei spielt wirtschaftlich gesehen nur eine geringe Rolle, war aber von Großbritannien sowie von Frankreich symbolisch stark aufgeladen worden und einer der schwierigsten Punkte bei den Verhandlungen über den Brexit-Handelspakt. Letztlich hat London große Zugeständnisse gemacht. EU-Fischer müssen zunächst nur auf ein Viertel ihrer Fangquoten verzichten – gestaffelt auf fünfeinhalb Jahre. Sollte Großbritannien ihren Zugang weiter beschneiden, könnte die EU das mit Zöllen beantworten. (APA, 28.12.2020)