Bei halber Belegung bringen die Gondeln in Österreich Skifahrer auf den Berg.

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Die Bilder führen in der Twitteria zu Schnappatmung. Menschen in Skikleidung, eng an eng für den Lift anstehend, stellt euch das einmal vor! Österreich feiert den Lockdown auf der Skipiste oder beim Eistraum auf dem Wiener Rathausplatz.

Wie hoch das Ansteckungsrisiko beim Skilaufen ist? Das ist nur ein Aspekt der Debatte, Verletzte in den Spitälern wird es sicher geben. Werbung nach außen ist es nur bedingt, die dazugehörigen Schlagzeilen sind im In- und Ausland schon erschienen. Die Bilder von Ischgl haben sich tief in das kollektive Pandemiegedächtnis in Europa eingebrannt, das zeigen diese Tage nur allzu sehr. Letztlich hat die heimische Politik hier eine Entscheidung getroffen, die man zu Recht kritisieren kann. Skitage nur für die umliegende Bevölkerung sind es jedenfalls nicht.

Doch bei aller Kritik am Skilauf im Lockdown ist die Debatte auch Teil der pandemischen Neid- und Konkurrenzgesellschaft, in der wir uns seit März befinden. Die Bundesgärten werden geschlossen, schaut, was da am Donaukanal los ist. Am Kärntner See liegen sie dicht an dicht. Wien muss sich zusammenreißen. Was ist da in Tirol, Oberösterreich, Salzburg los? Wir müssen den Sommertourismus retten! Den Wintertourismus retten! Das Gesundheitssystem retten! Es sind schließlich ständig "entscheidende Wochen", wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober eigentlich ständig betont. Die Inzidenz als föderales Wettringen. Von Lockdown zu Lockdown.

Die, die gerne in Museen gehen, beklagen deren Schließung. Die, die gerne ins Fußballstadion gehen, vermissen die Tribüne. Kino, Theater, Tennisplatz – geschlossen! Der Besuch beim Wirt bleibt uns derzeit allen verwehrt, Geburtstagsfeiern – Jesus einmal ausgenommen – sind für alle abgesagt, Alt wie Jung. Für viele Menschen sind all diese Fragen in dieser Pandemie purer Luxus, sie sind härter betroffen als andere. Das sollten wir bei der gemeinsamen Bekämpfung nicht vergessen.

Die Aufgeregtheit des ersten Lockdowns ist bei der dritten Auflage verschwunden, dieses Virus nervt uns alle nur mehr. Die Bilder von skifahrenden Mitmenschen rufen das für alle wieder hervor, bestärken das Lagerdenken.

Es waren zehrende zehn Monate, die hinter uns liegen, sie haben tiefe Wunden hinterlassen. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hat am Anfang der Pandemie gesagt: "Wir werden einander viel verzeihen müssen." Wir sollten darauf achten, dass dies noch möglich ist. (Sebastian Pumberger, 28.12.2020)