Die Wochenzeitung "Falter" schließt das Jahr traditionell mit dem Satire-Zeitungsteil "Best of Böse" ab. Diesmal wird sich der Presserat mit dem Format beschäftigen, ließ das Selbstkontrollorgan der österreichischen Presse Montagabend auf Twitter wissen: Ein Leser beschwerte sich demnach über den "Bob"-Eintrag über Nadja Bernhard und ihre Brille.

"Heute" und "Falter"

Der Anlass: "Menschen mit Sehschwäche zu imitieren ist eine der letzten politischen Unkorrektheiten, die man sich noch leisten kann", hieß es in dem "Bob"-Eintrag über Bernhards neue Brille. Dabei brauche sie gar keinen Sehbehelf. Und trotzdem trage sie "eine Brille in der Größe von zwei Bildschirmen". In ein paar Jahren gebe es "für so was in dieser Liste Platz eins".

Die Behauptung geht offenbar auf eine Story von "Heute" am 22. Oktober 2020 zurück: Unter dem Titel "Nadja Bernhard verrät, warum sie jetzt Brille trägt" schrieb heute.at: "Eigentlich benötige sie noch keine Brille, es habe sich um ein modisches Accessoire gehandelt, verrät die 45-Jährige."

Bernhard stellte später klar, dass die Brille auch ein nötiger Sehbehelf ist – auch hier beim STANDARD dokumentiert, der das Thema Brille und Bernhard in einer Style-Kolumne aufgriff.

Der "Best of Böse"-Eintrag über Nadja Bernhard, hinter Richard Grasl ("Kurier") und Bildungsminister Heinz Faßmann.
Foto: Faksimile Falter

Falsch und sexistisch

Bernhard hatte sich vor der Leserbeschwerde schon mit einer Mail an "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk über den Beitrag beschwert und diesen später auch auf Instagram gepostet mit dem Kommentar:

"Eigentlich hätte ich diese Zeilen gerne ins Blatt gerückt gesehen. Aber meiner Bitte, diese falsche und sexistische Meldung per Leserbrief zu korrigieren, wollte Falter-Chefredakteur Florian Klenk nicht nachkommen."

Bernhards Leserbrief an Klenk, den sie gerne ins Blatt gerückt sähe:

"Eigentlich hätte ich gedacht, dass der weltbekannt weitsichtige Falter seine Best-Of-Böse-Meldungen auch auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Aber er ist wohl von derselben Kurzsichtigkeit geblendet, die mir 1,5 Dioptrien und das rechtmäßige Tragen einer Sehbrille eingebrockt hat. Lg, Nadja Bernhard"

Klenk wollte nach eigenem Bekunden auf diese Mail in ähnlich launigem Ton, mit einem (hier aus technischen Gründen fehlenden) Teufels-Emoji vor dem Smiley versehen, antworten:

"Wenn wir den drucken, verbesserst Du Dich aber im Ranking um zwei Plätze. . :-)".

Bernhard bestätigt diese Antwort Klenks auf Anfrage, bei ihr kam sie nicht als launig, sondern als Ablehnung an. Sie erwarte auch bei Satire gerade vom "Falter" einen Gegencheck, sagte sie dem STANDARD auf Anfrage.

Klenk versicherte auf Instagram zu Bernhards Posting, der "Falter" werde ihren Leserbrief natürlich bringen. (fid, 29.12.2020)