Der Workboy wäre mit Tastatur und zugehörigem Spielmodul ausgeliefert worden.

Foto: Liam Robertson/DidYouKnowGaming?

Nintendos Game Boy konnte bei Veröffentlichung Ende der 80er-Jahre die Welt im Sturm erobern. Bis heute ist er – den Nachfolger Game Boy Color mitgezählt – mit fast 119 Millionen verkauften Exemplaren eine der erfolgreichsten Spielkonsolen aller Zeiten. Im Lauf der Jahre erschienen deshalb mehrere Erweiterungen für die beliebte Konsole.

Unter anderem gab es eine Kamera inklusive Drucker, aber auch ein Sonargerät, das Fische bis 20 Meter Tiefe aufspüren konnte. Nun hat der Videospielhistoriker Liam Robertson mit dem Workboy ein Add-on aufspüren können, das es nie bis zur Veröffentlichung schaffte – und aus der Spielkonsole ein Arbeitsgerät gemacht hätte.

Kompaktes Büro

Neben dem Erfinder konnte er sogar einen der wenigen funktionstüchtigen Prototypen des Add-ons aufspüren. Dabei handelte es sich um eine Tastatur, die mittels Kabel mit dem Game Boy verbunden wird. Insgesamt zwölf Apps hätte das Paket mitgebracht, unter anderem ein Adressbuch, Telefonbuch und Terminkalender, berichtet "IGN". Ziel der Entwickler war also, den Game Boy in eine Produktivitätsmaschine zu verwandeln.

DidYouKnowGaming?

Entworfen von Source Research and Development und produziert von Fabtek Inc., wäre der Workboy ein offiziell lizenziertes Accessoire für den Game Boy gewesen. Nachdem der Prototyp 1992 kurz während der CES zu sehen war, verschwand er allerdings schnell wieder.

Spurensuche

Robertson konnte jedoch Eddie Gill, den Gründer von Source Research and Development, aufspüren und mit ihm über die eigentlichen Veröffentlichungspläne für den Workboy sprechen. Der für Ende 1992 bzw. Anfang 1993 angesetzte Marktstart mit einem Preis von 79 bis 89 US-Dollar konnte wegen mehrerer Probleme damals nicht realisiert werden, so "IGN".

Laut Gill gibt es heute nur noch zwei funktionierende Prototypen der Erweiterung, einen davon vermutlich in Nintendos Besitz, der andere in den Händen von Frank Ballouz, dem Gründer von Fabtek. Letzterer schickte Robertson nach Kontaktaufnahmen sein Exemplar, um das Gerät auszuprobieren.

Nintendo-Leak

Um den Workboy tatsächlich zum Laufen zu bringen, wird ein Spielmodul benötigt, das nicht beilag. Die zur Nutzung notwendige Software konnte Robertson dank eines Nintendo-Leaks Anfang des Jahres aufspüren und auf ein leeres Spielmodul brennen.

Ein Hauptproblem, so "IGN", soll damals der hohe Preis des Workboy gewesen sein. Angesichts einer Preisreduktion des Game Boy hätte die Erweiterung womöglich mehr gekostet als die Konsole selbst.

Nokia macht's möglich

Gills Design erblickte schließlich in abgewandelter und weiterentwickelter Form das Licht der Welt. Damals patentierte er einen Personal Computer mit Tastatur und Touchscreen, der anschließend von Nokia für das Nokia 9000 lizenziert wurde.

Ein späterer Versuch, eine überarbeitete Version des Workboy für den Game Boy Advanced zu entwickeln, schaffte es ebenso wenig bis zur Veröffentlichung. Die neue Version hätte sogar E-Mail-Versand und Internetzugang mitgebracht. (mick, 29.12.2020)