Der imposante Seeadler erobert seine früheren Bestandsgebiete allmählich wieder zurück.
Foto: Roy Dennis Wildlife Foundation/Bennett

London – In Europa zählt der Seeadler (Haliaeetus albicilla) zu den größten Greifvögeln, nur Mönchsgeier, Bartgeier und Gänsegeier werden größer. Doch Art ist insbesondere in Mittel- und Westeuropa durch menschliche Verfolgung und die Vergiftung durch das Insektizid DDT fast verschwunden, erst seit Mitte der 1980er Jahre nehmen die Bestände wieder zu. In Großbritannien waren die Greifvögel Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet worden, in Südengland gibt es die Art seit Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr: 1780 war dort das letzte Paar beobachtet worden.

Bis zu 60 Seeadler

Nun sollen die Seeadler in Südengland nach rund 240 Jahren aber wieder heimisch werden. Allein in diesem Jahr wurden sieben Vögel auf der Isle of Wight südlich von Southampton frei gelassen, wie die Tierschutzorganisation Roy Dennis Wildlife Foundation und die Behörde Forestry England am Dienstag mitteilten. Bereits im Vorjahr waren sechs Tiere ausgesetzt worden, vier hätten überlebt. Insgesamt sollen in den kommenden Jahren bis zu 60 Seeadler ausgewildert werden.

Weltweite Verbreitung des Seeadlers. (grün: ganzjährig – Pfeile weisen auf isolierte Brutvorkommen hin; orange: im Sommer; blau: nur im Winter)
Grafik: Ulrich Prokop

Per Satellit hätten die Wissenschafter die Routen der großen Vögel beobachtet, deren Flügelspannweite bis zu zweieinhalb Meter betragen kann. Sie seien bis weit nach Nordengland und Schottland geflogen und selbst über London gesichtet worden, aber dann zur Isle of Wight zurückgekehrt. Der Vogelkundler Roy Dennis betonte: "Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, aber Seeadler sind wieder ein Teil des Lebens in Südengland."

Österreichs Wappenvogel erholt sich

Bei uns werden mittlerweile wieder regelmäßig um die 40 Brutpaare des österreichischen Wappenvogels gezählt. Während der Winterrast lassen sich sogar weit über hundert Tiere hierzulande nieder. Zu finden ist der Seeadler vor allem in Niederösterreich in den March-Thaya-Auen, im Waldviertel und in den Donau-Auen. Auch im Burgenland trifft man regelmäßig auf den gefiederten Riesen, und zwar auf der Parndorfer Platte, im Seewinkel und im Bereich Südburgenland. Auch in Oberösterreich kommt der Seeadler am Unteren Inn und in den Donau-Auen vor. (red, APA, 29.12.2020)