Minister Anschober und sein "Bild des Jahres": die Verlaufsgrafik der Coronavirus-Pandemie in Österreich.

foto: apa/pfarrhofer

Wien – Das kommende Jahr werde auch in Österreich den Übergang von der akuten Pandemiesituation zur Aufbereitung dieser größten Gesundheitskrise seit hundert Jahren markieren, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei seiner Rück- und Ausblickspressekonferenz am Dienstag in Wien.

Die Corona-Pandemie habe den Staaten, den Behörden und der Gesellschaft viele "lessons to learn" aufgegeben, etwa was die Reaktionsfähigkeit auf weitere derartige Krisen angehe. "Vor einem Jahr war Österreich und Europa auf so etwas überhaupt nicht vorbereitet", sagte der Minister.

Jahr der Veränderungen

"Vor einem Jahr haben wir uns ganz selbstverständlich die Hände gegeben, uns umarmt. Jetzt tragen wir in immer mehr Situationen Masken, und zunehmend solche der höheren Schutzklasse FFP2", sagte Anschober. Bürgerinnen und Bürger hätten in diesem Jahr Sorgen und Ängste in einem davor ungeahnten Ausmaß empfunden: "Um die eigene Gesundheit, um jene ihrer Liebsten, um die berufliche Zukunft, um die soziale Lage."

Aber auch "tolles Engagement" habe es 2020 gegeben, bei Pflegerinnen und Pflegern, in Ärzteschaft und der Wirtschaft. Dem Gesundheitsministerium etwa stünden von außerhalb zehn Rechtsexpertinnen und -experten sowie 17 naturwissenschaftliche Fachleute wie Virologinnen und Virologen unentgeltlich zur Verfügung.

132.434 Anfragen aus der Bevölkerung

Das Ministerium habe 149 Verordnungen und zwölf Bundesgesetzesnovellen auf den Weg gebracht, schriftlich 676 parlamentarische Anfragen beantwortet – und sei zudem mit 132.434 Anfragen aus der Bevölkerung konfrontiert gewesen.

Als "Bilder des Jahres" präsentierte Anschober auch am Dienstag mehrere Grafiken. Etwa jene der Fallzahlen im bisherigen Pandemieverlauf mit der "explosionsartigen Erhöhung am 22., 23. und 24. Oktober". Bei den Sieben-Tage-Inzidenzen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner lag Österreich auf einer weiteren Grafik mit einem Wert von 150 bis 155 im europäischen Mittel.

Bis Dienstag mehr als 6.000 Covid-Tote in Österreich

Bei den Covid-19-Todeszahlen beschränkte sich der Minister auf die österreichische Verlaufsgrafik, ein Ranking sei "hier nicht angebracht". Mehr als 6.000 Tote bis Dienstag, davon 2.493 in Alten- und Pflegeheimen, würden von einer "schwierigen Situation trotz harter Schutzmaßnahmen" künden.

In den kommenden Wochen gelte es, die Pandemie weiter unter Kontrolle zu bekommen, etwa bei den Infektionszahlen, sagte Anschober. Bis Dienstag sei es mittels der fortgesetzten Lockdown-Maßnahmen gelungen, diese auf 1.868 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden zu verringern. Diese Zahlen müssten weiter sinken.

Bundesländer digitalisieren

Ziel bei der Sieben-Tage-Inzidenz wiederum sei "ein Wert unter 100", gepaart mit einem Virusreproduktionsfaktor "von 0,8 bis 0,9", detto eine Intensivbettenauslastung von unter 200; derzeit sind 411 Intensivbetten belegt. Beim Contact-Tracing würden in diesen Wochen "intensive Schritte der Digitalisierung in allen Bundesländern" laufen.

Als "neuen Hoffnungsfaktor" bezeichnete der Minister die gestarteten Corona-Impfungen. Hier solle "bis Sommer" allen Impfwilligen im Land ein Angebot gemacht werden. Die aufgekommene Kritik am, wie es heißt, zu schwerfälligen österreichischen Corona-Impfplan ließ er nicht gelten. Wann wer immunisiert werden könne, sei Ausfluss einer "dynamischen Situation". Es hänge vom Tempo bei den weiteren Impfstoffzulassungen in der EU sowie vom Eintreffen der Lieferungen ab.

Zweite Impfstoffzulassung am 6. Jänner?

Konkret erwartet Anschober die Zulassung des Impfstoffs der US-Firma Moderna durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) "in der ersten Jännerhälfte 2021. Der 6. Jänner wäre hier ein gutes Datum." Das an der Uni Oxford entwickelte Vakzin der Firma Astra Zeneca, das sich zuletzt in Zulassungsturbulenzen befunden hatte, könnte seines Erachtens "im Februar" von der EMA bewilligt werden.

Zuletzt nahm Anschober zu der Lage in den Skigebieten sowie zu dem für Jänner angekündigten Freitesten Stellung. Spaß im Freien ohne Kontakte müsse im Winter möglich sein, sagte er: "Aber erschreckende Bilder wie in den vergangenen Tagen bei machen Liften will ich keine mehr sehen."

Regelung zum Freitesten in der ersten Jännerwoche

Die Regelung wiederum, wie Bürgerinnen und Bürger nach einem negativen Corona-Test früher als andere aus dem Lockdown entlassen werden könnten, werde "in der ersten Jännerwoche fertig sein". (Irene Brickner, 29.12.2020)