Menschen erkrankten in Andhra Pradesh offenbar an Vergiftungen durch Pestizide.

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Biologische Lebensmittel bringen höhere Preise auf den Märkten in und um die Großstadt Hyderabad.

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Biobäuerin Jhansi Ranamma profitiert von den Hilfen der Organisationen.

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Epileptische Anfälle, Übelkeit, Angstzustände und Schwindel waren die häufigsten Symptome, mit denen Menschen im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh Anfang Dezember in Krankenhäuser eingeliefert wurden. Mehr als 600 Personen waren betroffen, mindestens ein Mann starb. Die Regierung in Delhi entsendete Experten und nun scheint klar, dass Pestizide in der Landwirtschaft Schuld an den Erkrankungen sind. Die Menschen haben die Giftstoffe offenbar über Gemüse aufgenommen. Weitere Untersuchungen stehen noch aus.

Dass die eingesetzten Pestizide ein Problem sind, ist bereits länger bekannt. Mehr als die Hälfte der Bewohner Andhra Pradeshs ist in der Landwirtschaft tätig oder in landwirtschaftsnahen Betrieben. Zwar haben sich in dem südindischen Bundesstaat auch Schlüsselindustrien wie Pharmazie, Automobil und Textil angesiedelt, doch bleiben Andhra Pradesh – und der seit 2014 davon unabhängige Nachbarbundesstaat Telangana – Agrarstaaten.

Mehr Geld für biologische Produkte

Initiativen wie die Gesellschaft für nationale Integration durch rurale Entwicklung (SNIRD) oder Jugend für Taten (YFA) arbeiten bereits seit längerem mit Kleinbauern vor Ort zusammen, um sie beim Umstieg auf biologische Landwirtschaft zu unterstützen. Denn der Einsatz von Chemiedüngern ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern drängt die Bauern auch in Schulden, da die Kosten dafür sehr hoch sind. Eine Kleinbäuerin, der SNIRD geholfen hat, berichtet, dass sie nur noch 1.000 Rupien (rund elf Euro) statt 10.000 Rupien (rund 111 Euro) für einen Jahresvorrat an Dünger ausgibt. Sie stellt ihn nun unter anderem aus Kuhausscheidungen selbst her – der Ertrag ist gleich geblieben.

Gleichzeitig analysieren die Mitarbeiter von SNIRD gemeinsam mit den Kleinbauern, wie sie in den vergangenen Jahren angebaut haben – und vor allem welche Sorten. Sie begleiten die Landwirte hin zu einem diverseren Anbau, der die Böden nicht zu sehr auslaugt und schlussendlich mehr Erträge zur Folge haben soll. Auf dem Markt erhalten die Bauern auf jeden Fall mehr Geld für biologische Produkte – und auch die Ernährung ihrer Kinder verbessert sich.

Dadurch, dass die Menschen auf Pestizide in der Landwirtschaft verzichten, werden sie weniger krank – was sich ebenfalls auf das Haushaltsbudget auswirkt. Und die Kinder können sich besser in der Schule konzentrieren, weil die Chemikalien sie nicht mehr ermüden.

Vom Klimawandel betroffen

Die Initiativen bauen mit den Landwirten außerdem Regenwasserspeicher, denn die Bundesstaaten Andhra Pradesh und Telangana sind stark durch den Klimawandel betroffen. Die Dürreperioden werden länger und die Starkregenereignisse heftiger. Erst im Oktober sorgten Zyklone und Tiefdruckgebiete für schwere Überschwemmungen, von denen tausende Familien betroffen waren und durch die dutzende Menschen starben.

Unterstützt werden die Initiativen von der Dreikönigsaktion (DKA), dem Hilfswerk der Katholischen Jungschar, die auch in Zeiten der Pandemie persönlich Spenden sammeln darf. Laut Covid-19-Schutzmaßnahmenverordnung gilt Sternsingen als "unaufschiebbare berufliche Tätigkeit" im Rahmen des Ehrenamtes. Ein Hygienekonzept muss es natürlich dennoch geben. (bbl, 29.12.2020)