Der Jahreswechsel bietet Gelegenheit zu reflektieren, was das Jahr 2020 mit uns gemacht hat.

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Nun geht das Jahr zu Ende, in dem wir gelernt haben, vor nackten Nasen davonzulaufen und beim Händewaschen Happy Birthday – zwei Mal und nicht zu schnell! – zu singen: Lektionen, die wir 2021 nicht so schnell wieder verlernen werden. Bis der Pizzakarton mit den Impfdosen auch in unseren Niederungen einschlägt, ohne Anteilnahme von Politikern und deren Fotografen, wird es ja noch etwas dauern.

Und manches aus diesem denkwürdigen "anno viri" 2020 wird uns überhaupt, auch in vollgeimpften Zustand, erhalten bleiben: Zur Begrüßung oder zum Abschied geschüttelte Hände wird es in absehbarer Zeit wohl nicht mehr geben – zumindest nicht, wenn kein Waschbecken in der Nähe ist, um sofort das Happy Birthday-Ritual vollziehen zu können. Was aus Bussibussi werden soll, wagen wir noch nicht einmal anzudenken.

Was hat 2020 aus uns gemacht?

Die große Frage von 2021 wird sein, was 2020 aus uns gemacht hat. Da wird es unterschiedliche Zugänge geben. Viele beseelt ein einziger Wunsch: dass es wieder so werden möge wie früher, sonst gar nichts. Andere wollen die Achtsamkeit – auch für anderes als Aerosole – ins neue Leben mitnehmen. Und gar nicht so wenige haben Gefallen und Selbstermächtigung darin gefunden, dass sie ihre Mainstream-Mitmenschen für im besseren Fall als dumm und versklavt, im schlechteren als Teil einer Verschwörung sehen: Auch sie werden uns und wir ihnen erhalten bleiben im neuen Jahr. (Gudrun Harrer, 29.12.2020)