Ab 9. Jänner 2021 sind Straßenbahnen an Samstagen und Sonntagen frühmorgens nur noch alle 20 Minuten statt aktuell alle 15 Minuten unterwegs.

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Wien – Die Wiener Linien ändern ab 9. Jänner ihren Fahrplan. Das führt auch dazu, dass künftig an Wochenenden und Feiertagen in der Früh weniger Öffis unterwegs sein werden. Das betrifft U-Bahnen, aber auch Straßenbahnen und Busse. Konkret werden ab Betriebsbeginn für vier Stunden Intervalle teilweise deutlich reduziert. Die Wiener Linien sprechen von einem bisherigen "Überangebot", das "ein wenig angepasst" wird.

Bei den Wiener Straßenbahnen wird etwa das Intervall an Samstagen (von 5 bis 6 Uhr) sowie an Sonn- und Feiertagen (von 5 bis 7 Uhr) von 15 auf 20 Minuten geändert. Das bedeutet, dass künftig in diesem Zeitraum nicht mehr vier, sondern nur noch drei Bims pro Stunde unterwegs sein werden. An Sonntagen wird die Intensität auch zwischen 9 und 10 Uhr deutlich zurückgefahren: Statt sechs Straßenbahnen pro Stunde (also alle zehn Minuten), sind es künftig nur noch vier (15-Minuten-Intervall).

Die U-Bahnen sind an Samstagen ab Betriebsbeginn um etwa 5 Uhr bis 6 Uhr künftig im Zehn-Minuten-Intervall statt wie bisher alle 7,5 Minuten unterwegs. Am Sonntag gilt diese Reduktionsmaßnahme eine Stunde länger: von Betriebsbeginn bis 7 Uhr. Zusätzlich wird an Sonn- und Feiertagen zwischen 9 und 10 Uhr nur noch ein 7,5-Minuten-Intervall zum Einsatz kommen. Bisher kam die U-Bahn hier alle fünf Minuten.

Gleichzeitig werden an Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen in der Früh auch diverse Anschlussbusse an die neuen Fahrpläne der U-Bahnen und Straßenbahnen angepasst. Hier kommt künftig ein 20-Minuten-Intervall zum Einsatz, bisher fuhren diese Busse alle 15 Minuten.

Weniger Nutzer in der Früh

Günter Steinbauer, der Geschäftsführer der Wiener Linien, verteidigte diese Maßnahmen. "Das Angebot für unsere Fahrgäste während dieser vier Stunden übersteigt den eigentlichen Bedarf auch nach den Anpassungen deutlich. So gut wie leere Fahrzeuge auf die Straße oder Schienen zu schicken ist schlichtweg nicht im Sinne des Erfinders."

Die Experten der Wiener Linien haben laut einer Aussendung der städtischen Verkehrsbetriebe seit Jahren vor allem in den frühen Morgenstunden am Wochenende eine "massive Änderung des Fahrgastverhaltens bemerkt". Demnach würden immer weniger Menschen zu dieser Zeit die Öffis nutzen – und Fahrzeuge würden zum Teil nur mit einer Handvoll Fahrgästen ihre ersten Runden drehen.

Auch mit Intervallausdünnung nur ein Drittel Auslastung

Insgesamt verfügen die Verkehrsbetriebe über 164 U-Bahn-, Bus- und Straßenbahnlinien. In den vergangenen Jahren hat es laut Wiener Linien in vielen Bereichen auch deutliche Intervallverdichtungen und Beschleunigungsmaßnahmen gegeben. Die aktuellen Maßnahmen seien nur eine "leichte Angebotsanpassung". Auch mit den Intervallausdünnungen am Wochenende würden die einzelnen Fahrzeuge künftig nur zu einem Drittel ausgelastet sein.

Aber auch die Corona-Krise seit März hat sich deutlich auf die Fahrgastzahlen ausgewirkt: Im ersten Lockdown im Frühjahr ging die Zahl der Öffi-Nutzerinnen und -Nutzer um gleich 80 Prozent zurück. Zu Beginn des zweiten Lockdowns Anfang November, als zunächst noch der Handel geöffnet hatte, betrug der Rückgang rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Abends ab 20 Uhr machte das Minus bei den Fahrgastzahlen hingegen ebenfalls bis zu 80 Prozent aus. Wie hoch das Minus bei den Fahrgästen insgesamt 2020 ausfällt, steht laut Wiener Linien noch nicht fest und soll in einigen Wochen veröffentlicht werden.

Hohe Einnahmenverluste

Die Einnahmenverluste dürften beträchtlich ausfallen: Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl rechnete Ende Mai mit einem Minus im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich bis Jahresende. Details wollte das Unternehmen auf eine aktuelle Anfrage am Dienstag vorerst nicht nennen – auch nicht, wie hoch die Zahl der Jahreskartenbesitzer ist: 2019 waren es 852.000. Eine Nacht-U-Bahn wird es vorerst weiterhin nicht geben. (David Krutzler, 29.12.2020)