Mehrere Fluglinien haben sich zusammengeschlossen, Reisen wird voraussichtlich ohne Impfnachweis nicht möglich sein.

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Wer im kommenden Jahr außerhalb des Landes reisen oder Veranstaltungen besuchen möchte, dürfte zwei Bedingungen erfüllen müssen: nämlich dass man gegen Corona geimpft ist – und das mit einem digitalen Pass nachweisen kann.

Mit der Covid-19-Credentials-Initative haben sich dutzende Unternehmen und Organisationen über fünf Kontinente zusammengetan, um einen gemeinsamen Standard für Apps zu schaffen, die Corona-Impfungen belegen.

Mit dabei ist beispielsweise das von einem Genfer Non-Profit-Unternehmen koordinierte Common Trust Network, das es Nutzern mit der App Common Pass ermöglichen will, medizinische Daten wie Testergebnisse oder Impfnachweise vorzuweisen. Hierfür soll eine Art Zertifikat in Form eines QR-Codes erstellt werden, den Kontrolleure im Bedarfsfall auslesen können. Partner der Initiative sind mehrere Fluglinien wie die Lufthansa, zu der auch die AUA gehört, sowie United Airlines, Swiss und Virgin Atlantic. Je nach Reiseroute wird in der App angezeigt, wo es notwendig sein könnte, den elektronischen Impfpass vorzulegen.

IBM hat mit der App Digital Health Pass ein ähnliches Vorhaben: Hier liegt der Fokus auf Unternehmen, beispielsweise Veranstaltern, die neben Impfnachweisen etwa Temperaturchecks und Corona-Test-Ergebnisse in der Software speichern und auslesen könnten.

Interoperabilität

Die Zusammenarbeit über die Covid-19-Credentials-Initiative soll vor allem ein koordiniertes Vorgehen sicherstellen: Bei der ersten Welle an Corona-Apps, die anhand von Bluetooth digitales Contact-Tracing ermöglichen sollen, gelang dies nicht rechtzeitig. Das führte dazu, dass dutzende Apps von unterschiedlichsten Regierungen eingesetzt werden. Erst seit wenigen Wochen werden europäische Corona-Apps einander angepasst, sodass sie miteinander kommunizieren können. Österreichs "Stopp Corona" ist bis dato nicht interoperabel, obwohl das Mitte Dezember versprochen worden war. Jedoch hat das Rote Kreuz weitere Updates angekündigt.

Die Initiative soll außerdem gemeinsame Standards für die Privatsphäre sicherstellen. Offen bleibt, wie mit unterschiedlichen Impfstoffen umgegangen wird: So soll der Impfstoff des chinesischen Pharmakonzerns Sinopharm zu 86 Prozent wirken, der von Pfizer und Moderna hingegen zu 95 Prozent. Demnach könnte eine Unterscheidung innerhalb der App notwendig sein. Weiters wollen einige Mitglieder der Initiative für jenen Teil der Bevölkerung, der noch keinen Zugriff auf Smartphones hat, Chipkarten entwickeln, die simplere Kontrollen als rein analoge Impfpässe ermöglichen sollen.

E-Impfpass ohne Ausstiegsmöglichkeit

Auf nationaler Ebene sieht die Regierung in ihrem Impfplan bereits die Verwendung eines elektronischen Impfpasses vor – so nennt das Gesundheitsministerium in einem Flowchart zur Durchführung und Organisation der Impfung einen "E-Impfpass und internationale Impfpässe". Im September hat die Regierung hierfür eine Novelle zum Gesundheitstelematikgesetz verabschiedet, die keine Opt-out-Möglichkeit vorsieht. Begründet wird das damit, dass nur eine vollständige Dokumentation der Impfungen aussagekräftig genug sei, um gesundheitspolitische Maßnahmen treffen zu können. (Muzayen Al-Youssef, 30.12.2020)