Diese 21 Menschen von Kanzler Sebastian Kurz und ORF-Chef Alexander Wrabetz bis Richard Schmitt werden Österreichs Medienbranche 2021 beschäftigen – mit ORF-Wahl, Inseratenmillionen, neuen Projekten und alten Verfahren und Streitigkeiten. Eine Besetzungsliste für die Branchenthemen des kommenden Jahres. Sie ist zwangsläufig unvollständig – dazu kommt etwa noch ein wesentlicher Teil der Ressortleitungen im ORF. Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge dazu im Forum!

Sebastian Kurz (34)

Der Bundeskanzler ist für Medien zuständiges Regierungsmitglied. Wer nächster ORF-Chef oder -Chefin wird und in welcher Besetzung, dürfte de facto der Kanzler und ÖVP-Chef entscheiden – die bürgerlichen Stiftungsräte haben erstmals seit Jahrzehnten alleine die dafür nötige Mehrheit im obersten ORF-Organ. Kurz' Besuch bei "Licht ins Dunkel" auf dem Küniglberg war eine der regelmäßigen Gelegenheiten, sich mit dem amtierenden und an seiner Wiederwahl arbeitenden ORF-Chef Alexander Wrabetz auszutauschen. Eher über Corona-Infos wohl, für wirklich verlässliche politische Zu- oder Absagen ist es ohnehin taktisch viel zu früh. Klares Licht ins Dunkel der künftigen ORF-Führung werden wohl erst die letzten Wochen vor der Generalswahl am 10. August 2021 bringen.

Sebastian Kurz bei "Licht ins Dunkel" am Heiligen Abend 2020 im ORF.
Foto: ORF / Thomas Jantzen

Alexander Wrabetz (60)

Der Sozialdemokrat führt seit 2007 als ORF-General Österreichs weitaus größten Medienkonzern und will das sichtlich über 2021 hinaus bleiben. Seine dritte Wiederbestellung 2021 liegt an der ÖVP-nahen Mehrheit im ORF-Stiftungsrat. Die steht mit Kanzler Kurz vor Fragen wie diesen: Wrabetz verspricht das geringste Aufsehen bei größtmöglichem Entgegenkommen – und er wird wohl selbst in seiner letzten Amtszeit kein Widerstandskämpfer. Aber: Wie erklärt die ÖVP in den eigenen Reihen, dass sie auf einen Sozialdemokraten setzt, wenn sich im Sommer der eine oder die andere Bürgerliche um den Generalsjob bewirbt und sich nicht mit der Aussicht auf einen Direktorenjob und vielleicht spätere Generals-Ehren im ORF von der Bewerbung abbringen lässt?

ORF-General Alexander Wrabetz 2019 auf dem Küniglberg mit Prachtblick über Wien.
Foto: Heribert Corn

Roland Weißmann (52)

Weißmann ist einer der bürgerlichen Hoffnungsträger für die ORF-Führung. Weißmann managt schon jetzt als Vize-Finanzdirektor und Chefproducer gut 400 Millionen Euro Fernsehbudget, 2021 startet er als Geschäftsführer die Streamingplattform ORF-Player. Wenn nicht mehr, dann könnte Weißmann ORF-Finanzdirektor werden – und womöglich die bisher als eigene Direktion geführte Technik dazubekommen.

Vize-Finanzdirektor, Chefproducer, ORF-On-Geschäftsführer für die Streamingplattform ORF-Player: Roland Weißmann.
Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Alexander Hofer (48)

Traumjob des Channel-Managers von ORF 2 und schon lange interimistischen Unterhaltungschefs des gesamten ORF-Fernsehens wäre wohl eine (TV-)Programmdirektion, wie sie Kathrin Zechner derzeit führt. Erst heißt es: Abwarten, wer für welche Jobs gebraucht wird.

Lisa Totzauer (50)

Die Channel-Managerin von ORF 1 wurde in den vergangenen Monaten unter bürgerlichen Stiftungsräten seltener als Generalin in spe genannt. Im ORF-Wahljahr 2021 werden die Quoten von ORF 1 etwa mit Sportgroßevents und "Starmania"-Revival wieder deutlicher anziehen.

Die Channel Manager Lisa Totzauer (ORF 1) und Alexander Hofer (ORF 2) bei einer Programmpräsentation im November 2019.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Thomas Prantner (56)

Die ORF-Technikdirektion, deren Vizedirektor der frühere ORF-Onlinedirektor heute ist, könnte es nach 2021 nicht mehr geben. Prantner spielte schon früher einmal mit dem Gedanken, sich um den Generalsjob zu bewerben. Der "Trend" erwähnte das gerade als Möglichkeit.

Peter Schöber (50)

ORF 3, der von Geschäftsführer Schöber sehr breit angelegte Kultur- und Informationsspartensender des ORF, wird recht häufig von ORF-Chef Alexander Wrabetz gelobt (zu dem ORF 3 auch ressortiert). Im Corona-Krisenmodus übernahm ORF 3 wesentliche Teile der Liveschalten zu Regierungspressekonferenzen. Quoten legten 2020 deutlich zu.

"Presse"-Herausgeber Rainer Nowak bei den österreichischen Medientagen 2018.
Foto: APA/HANS PUNZ

Rainer Nowak (48)

Ruhiger wurden nach 2018/19 die Spekulationen um Generalsambitionen des Herausgebers, Chefredakteurs und Geschäftsführers der Tageszeitung "Die Presse". Aber weil solche regelmäßigen Spekulationen auch stören können bei der Umsetzung wie auch im aktuellen Mutterkonzern, lässt das Spielraum für Interpretation. Auch über die Chefredakteure Gerold Riedmann (43, "Vorarlberger Nachrichten") oder den Kurz 2020 vernehmbar erbosenden Hubert Patterer (58, "Kleine Zeitung") wurde in der Vergangenheit schon ORF-spekuliert. Und natürlich über Markus Breitenecker (52), Gründer, Mastermind und Geschäftsführer von Österreichs größter Privatsendergruppe ProSiebenSat1Puls4. Er wird an der natürlich inoffiziellen ORF-Generalsbörse in den vergangenen Monaten niedriger gehandelt. Kolportiert wurden medienpolitische Interferenzen mit der ÖVP.

Martin Radjaby-Rasset (44)

Der strategische Marketingchef der Erste Group war schon Kommunikationschef und Wahlwerber der Grünen und von Präsidentschaftskandidat Alexander van der Bellen. Er führte mit Jung von Matt/Donau eine der großen Kreativagenturen des Landes. Und er hat im ORF, bei Ö3, begonnen. Begeisterte mit Digital- und Strategie-Präsentationen wiederholt auch bürgerliche ORF-Stiftungsräte. Gilt als grüne Hoffnung für die ORF-Führung. Gretchenfrage: Gibt er denn seinen vermutlich besser dotierten und sicher ziemlich spannenden Erste-Job dafür auf?

Pius Strobl (64)

Das vom früheren Grünen-Manager und Geschäftsmann straff geleitete, 303 Millionen Euro schwere Bau- und Sanierungsprojekt ORF-Küniglberg soll 2021 ein gutes Ende im Budgetrahmen finden. Strobl wird Ende Juni 65 und sagte bisher, er trete 2021 nur seine Pension an. Derzeit managt der für recht forsche interne Kommunikation bekannte ORF-Funktionsmulti Strobl nicht nur Bau, Gebäude und Sicherheit, sondern etwa auch Humanitarian Broadcasting und Barrierefreiheit auf dem Küniglberg. Und auch Wrabetz' Wahlkampf.

ORF-Oberbaurat Pius Strobl (links) und der von ihm auch politisch unterstützte ORF-Chef Alexander Wrabetz bei der Grundsteinlegung für den neuen Multimedia-Newsroom auf dem Küniglberg im Februar 2020.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Gerald Fleischmann (47)

Kurz' Medienbeauftragter im Kanzleramt, Gerald Fleischmann, hat 2021 einiges zu tun. Zum Beispiel: Eine neue Digitalförderung für Medien muss durch die EU-Notifizierung. Im Februar endet die Ausschreibungsfrist für Media-Agenturen und Werbeagenturen für den größten Werbe-Etat einer Bundesregierung: bis zu 30 Millionen Euro für Kreativleistungen und bis zu 180 Millionen Euro für Medialeistungen für vier Jahre von 2021 bis 2024. Die eine oder andere Babyelefanten-Kampagne 2021. Eine Digitalnovelle mit Erleichterungen für den ORF will mit Wünschen der Verleger und Privatsender etwa nach Zugriff auf das ORF-Archiv austariert werden.

Eva Blimlinger (59)

Die Mediensprecherin der Grünen versucht – zusammen mit Vizekanzler Werner Koglers Kabinettchef Stefan Wallner (49) – die Medienpolitik der ÖVP-geführten Regierung grüner zu gestalten. Zum Beispiel hat sie 2020 nach eigenem Bekunden ein erstes Qualitätskriterium in die für 2021 geplante Digitalförderung verhandelt.

Eva Blimlinger, Mediensprecherin der Grünen.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Alma Zadić (36)

Die Justizministerin wird nach der Babypause wohl an einem neuen, für Medien und Produzenten sehr wesentlichen Urheberrecht weiterarbeiten, dessen jüngste Arbeitsfassung die Branche schon recht heftig protestieren ließ.

Alma Zadić im September 2020 bei der Präsentation des Gesetzespakets gegen "Hass im Netz".
Foto: APA / Roland Schlager

Christoph Dichand (55)

Im Streit mit der Familie Dichand um deren Vorrechte bei der Krone, etwa mehr als sieben Millionen Euro jährlich garantierten Vorabgewinn, setzen ihre Mitgesellschafter Funke-Gruppe und René Benko vor allem auf Zeit und Geld: Sie blockieren wie berichtet recht beharrlich die Gewinnausschüttung aus der Kronen Zeitung. Je länger, desto unangenehmer für die vier an der Krone beteiligten Familienmitglieder. Vor Schieds- und Kartellgerichten bekamen die Dichands im Streit 2020 Recht gegen die Funke-Gruppe.

Wolfgang Fellner (66)

Der Herausgeber und Mastermind der Mediengruppe um die Marken "Österreich" und "Oe24" wird 2021 wohl mit Interesse verfolgen, wie die Medienbehörde KommAustria die Berichterstattung dreier österreichischer Medien zum Terroranschlag in Wien beurteilt. Und auch andere juristische Fragen könnten Fellner im kommenden Jahr beschäftigen.

Dietrich Mateschitz (76)

Der Red-Bull-Boss hat im Spätsommer 2020 das gerade erst beim Publikum in die Gänge gekommene "Addendum" recht plötzlich eingestellt. 2021 soll nun "Pragmaticus" multimedial, vor allem aber auch gedruckt folgen mit internationalem Expertenwissen inbesondere aus akademischen Debatten zu großen geopolitischen Fragen. Für die Red-Bull-Medien in Wien inklusive Servus TV (aber ohne die Produktion Terra Mater) baut Mateschitz gerade eine neue Zentrale in der Wiener Krieau. Update: Im Mai sollen die Dreharbeiten für das schon seit 2017 gewälzte globale Fußballserienprojekt "The Net/Das Netz" beginnen, sagt MR-Film-Geschäftsführer Oliver Auspitz gerade dem "Kurier". Neben Red Bull/Servus TV und Beta Film/MR ist demnach auch die ARD an Bord.

Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz baut in der Wiener Krieau eine neue Zentrale für seine Medien, die Dreharbeiten für das globale Serienbündel "The Net" sollen 2021 starten.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Matthias Settele (54)

Für den Niederösterreicher an der Spitze des größten slowakischen TV-Sender Markiza wird 2021 ein spannendes Jahr. Nicht allein weil im Jänner das Höchstgericht der Slowakei entscheidet, ob ein angeblicher Blankoscheck des Sendergründers, 15 Jahre später mit 69 Millionen Euro ausgefüllt, gültig und zu bezahlen ist (sieht bisher nicht danach aus). Der tschechische Milliardär Petr Kellner hat Markiza mit der osteuropäischen TV-Gruppe CME mit Ende Oktober 2020 übernommen. Das Management des bulgarischen CME-Senders bTV – CEO war der Österreicher Florian Skala – hat Kellner ausgetauscht. Markiza allerdings hat im Corona-Jahr 2020 seine Gewinne um gut ein Viertel gesteigert und seine Position als größter Sender ausgebaut.

Richard Schmitt (52)

Er war schon Chefredakteur von Heute, von Krone.at und zuletzt von oe24.at. 2021 leitet er die Redaktion eines neuen Digitalmediums. Herausgeberin: die ÖVP-nahe Juristin Eva Schütz-Hieblinger, früher Vize-Kabinettchefin von Hartwig Löger als Finanzminister und Aufsichtsrat etwa bei Kathrein Bank, Rail Cargo Austria und Volksbank Wien. Ihr Mann, Investor Gerd Alexander Schütz, fand sich laut Medienberichten unter ÖVP-Großspendern.

Stefan Apfl (38)

Ex-"Datum"-Chefredakteur Stefan Apfl baut mit Partnern einen Digitalverlag auf. Kolportierte Eigendefinition: zeitgenössische digitale Formate mit zeitlosem Journalismus zu verbinden.

Stefan Apfl, Digitalverlagsgründer.
Foto: Stefan Fürtbauer

Martin Staudinger (52)

Der langjährige "Profil"-Redakteur kehrte zum "Falter" zurück für ein tägliches Newsletter-Projekt, das 2021 starten soll, gemanagt von Florian Jungnikl-Gossy. Gefördert von der Wiener Medieninitiative-Förderung als "werktägliches Medienprodukt für hochwertigen Lokaljournalismus".

Arabella Kiesbauer (51)

sucht inzwischen mit mehr als 400.000 Zuschauern auf ATV Partnerinnen für Landwirte. Aber: Der ORF plant für Frühjahr 2021 ein Revival der Gesangscastingshow "Starmania", deren erste vier Staffeln Kiesbauer 2002 bis 2009 im ORF präsentierte. Wobei: Puls 4 hat ja eine weitere Staffel "The Masked Singer Austria" für das neue Jahr angekündigt. Dann könnten "Starmania" in Staffel 5 ja auch Andi Knoll (48) und/oder Kristina Inhof (33) übernehmen, die gerade bei "Dancing Stars" für Mirjam Weichselbraun eingesprungen ist.

Arabella Kiesbauer beim Auftakt der jüngsten, sehr erfolgreichen Staffel "Bauer sucht Frau" auf ATV.
Foto: ATV

(Harald Fidler, 1.1.2021)