2016 hatte ein Teil des Militärs gegen die Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan geputscht.

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Ankara – Vier Jahre nach dem Putschversuch sind in der Türkei 120 Soldaten zu teilweise langen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Weil sie an dem Umsturzversuch beteiligt gewesen seien, wurden 80 Soldaten zu lebenslanger Haft und zwölf zu lebenslanger Haft unter erschwerten Bedingungen verurteilt, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch. Die Urteile ergingen wegen des versuchten Verstoßes gegen die verfassungsmäßige Ordnung.

Am Abend des 15. Juli 2016 hatten Teile des Militärs gegen die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan geputscht. In Istanbul und der Hauptstadt Ankara gab es Gefechte zwischen Putschisten und staatstreuen Sicherheitskräften. Die Putschisten setzten Panzer und Kampfjets ein und feuerten unter anderem auf Zivilisten, die sich ihnen entgegenstellten und damit einem Aufruf Erdoğans folgten. Mehr als 250 Menschen wurden getötet, 2.000 verletzt. Der Aufstand wurde schließlich niedergeschlagen.

Zehntausende verhaftet

In dem Verfahren waren insgesamt 132 Personen angeklagt. 22 wurden wegen Beihilfe zum Umsturzversuch zu 19 Jahren Haft verurteilt. Weitere Urteile ergingen wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und wegen versuchten Mordes. Neun Soldaten seien von allen Anklagepunkten freigesprochen worden, hieß es.

Die Türkei macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen und seine Anhänger für den Umsturzversuch verantwortlich. Gülen weist das zurück.

Seit 2016 wurden in der Türkei zehntausende Menschen verhaftet und mehr als 100.000 Staatsbedienstete im Zusammenhang mit dem Putschversuch entlassen. Allein aus den Streitkräften wurden nach offiziellen Angaben mehr als 20.500 Mitarbeiter entlassen. (APA, 30.12.2020)