"The Angels' Share" ist nicht nur eine Liebeserklärung an den Whisky, sondern auch die Geschichte von Freundschaft und Zuversicht.

Foto: Amazon Prime Video / Wild Bunch

Mitunter sorgen Assoziationsketten für nette Überraschungen. So wie bei uns im feiertäglichen Lockdown, der geprägt war von langen Gesprächen über Urlaubserinnerungen und Träume von Reisen, so sie wieder möglich sein werden.

Irgendwer kramte dann beim Sinnieren über Schottland The Angels’ Share, diesen zu wenig beachteten Film von Meisterregisseur Ken Loach, aus dem Gedächtnis raus. Wenige Minuten später läuft der 2012 mit dem Jurypreis der Festspiele in Cannes ausgezeichnete Film (plus Bafta-Award plus, plus, plus) über den Flatscreen – natürlich begleitet von einem rauchigen Single Malt. Es reift die Erkenntnis: Diese Mischung aus Sozialdrama und Krimikomödie kann auch als Metapher für das Jahr 2020 gesehen werden. Und: Wir dürfen zuversichtlich sein!

Kein Job, keine Zukunft, kleinkriminell

Da ist Robbie, kein Job, keine Zukunft, kleinkrimineller Neo-Familienvater. Da ist Harry, Sozialarbeiter und Whisky-Liebhaber. Er nimmt Robbie und dessen Kumpels unter seine Fittiche, schenkt ihnen so etwas wie Zuneigung. Robbie entwickelt einen Plan, um dem Sog des Abschaums in Glasgow zu entkommen – leider illegal, tut aber niemandem wirklich weh. Denn niemand wird den Diebstahl eines millionenteuren, seltenen Whiskys bemerken. Der Proletarier als Gentleman-Verbrecher.

Was folgt, ist nicht nur eine Liebeserklärung an den Whisky (allerspätestens jetzt ist die Zeit für einen zweiten Dram gekommen), sondern auch die Geschichte von Freundschaft und Zuversicht. Dass man ausbrechen kann aus dem tristen Alltag. Dass alles auch einmal besser werden kann.

Also dann: "Slàinte mhath", auf ein besseres 2021! Oder 2022. Oder 2023 ... (Gianluca Wallisch, 31.12.2020)