Damit mehr Menschen zu den Massentests kommen, sollten Anreize in Form von Gutscheinen geschaffen werden.

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Der Kanzler-Vorschlag zu Massentests war zwar von Anfang an umstritten, aber der Gedanke dahinter ist richtig: Wird ein Großteil der Bevölkerung auf einen Schlag getestet werden, dann lassen sich so viele Covid-Infizierte herausfischen, dass die Ausbreitung des Virus wieder auf ein kontrollierbares Niveau sinkt.

So weit die Theorie. Problematischer ist es in der Praxis. Der erste Anlauf Anfang Dezember war ein Flop. Die Teilnahme war freiwillig, und trotz aller Bitten aus der Politik kamen viel zu wenige. Auch der unerwartete Ansturm kurz vor Weihnachten auf eine geringere Zahl von Teststraßen hat wenig gebracht: Die Menschen, die sich zum Schutz ihrer Liebsten testen ließen, gehörten zum Großteil ohnehin zu den Vorsichtigen, die jeder Ansteckungsgefahr aus dem Weg gehen; die typischen Virusverbreiter blieben fern.

Freitesten lässt sich nicht kontrollieren

Nun versucht es die Regierung erneut, diesmal mit nicht ganz so sanftem Druck. Aber das Angebot, sich durch Testen von einer Woche Lockdown zu befreien, erscheint bereits jetzt als gescheitert. Das sogenannte Freitesten lässt sich nicht kontrollieren. Weder will die Polizei diese Aufgabe übernehmen, noch wollen dies die Betreiber im Handel, der Gastronomie und der Kultur tun. Innenminister Karl Nehammer und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger haben beide recht, wenn sie diese Aufgabe für ihre Klientel zurückweisen.

Ob die in der ZiB 2 verkündeten Anweisungen ihres Parteichefs Sebastian Kurz – im Tourismus und der Kultur müssen die Betreiber die negativen Corona-Tests überprüfen, in der Gastronomie die Behörden – funktionieren werden, darf bezweifelt werden. Und ohne effektiver Kontrolle – das lässt sich jetzt schon sagen – werden die Massen beim Massentest wieder ausbleiben.

Das ist eine vergebene Chance. Selbst wenn wir uns einen vierten harten Lockdown ersparen, werden die Infektionszahlen in den langen Monaten bis zur Durchimpfung langsamer sinken und wird das Leben eingeschränkter bleiben als erhofft. Dabei hätte die Regierung noch eine Chance, die nächste Runde der Massentests zum Erfolg zu führen: Sie sollte von Sanktionen für Testmuffel – nichts anderes ist das Freitesten – auf positive Anreize wechseln, also etwa jedem Testwilligen einen 30-Euro-Gastrogutschein in die Hand drücken. Das würde auch jene anlocken, bei denen Ermahnungen nicht wirken, und weniger kosten als eine weitere Lockdown-Woche.

Es mag sich unmoralisch anhören, Menschen zu bestechen, nur damit sie sich verantwortungsvoll verhalten. Aber im Augenblick ist anderes wichtiger – nämlich Leben zu retten und die Rückkehr zur Normalität zu beschleunigen. (Eric Frey, 31.12.2020)