Bitcoin war im Corona-Jahr 2020 der Renner, der Kurs stieg beinahe um das Dreifache.
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Totgesagt wurde Bitcoin schon mehrmals, eingetroffen ist es bisher nie. Zuletzt war dies Ende 2017 der Fall, als die Kryptowährung nach stürmischen Anstiegen bis auf fast 20.000 US-Dollar gestiegen war und anschließend ein tiefer Fall folgte, von dem sie sich erst im Corona-Jahr 2020 wirklich wieder erholte. Dies aber eindrucksvoll: Gegen Jahresende war nicht nur der alte Kursrekord Geschichte, vielmehr steuerte Bitcoin sogar auf die Marke von 30.000 Dollar zu. Wird der Auftrieb für Kryptowährungen auch 2021 anhalten?

Ja, sagt Simon Peters, Analyst bei dem Investmentdienstleister eToro. Denn jene Faktoren, die bei Bitcoin heuer für die Kursgewinne gesorgt hätten, bleiben seiner Meinung nach auch nächstes Jahr aufrecht. Einer davon – und dieser ist wohl der gewichtigste – ist das zunehmende Interesse von institutionellen Investoren an Bitcoin, nachdem bei den vorherigen Preiszyklen von Kryptowährungen vor allem Privatpersonen tonangebend waren.

Inflationsängste

Peters sieht vor allem die billionenschweren Anleihenkäufe der Notenbanken, im Fachjargon quantitative Lockerung genannt, als Ursache des institutionellen Interesses: "Die Diskussion um Bitcoin als potenziellen Inflationsschutz wird weitergehen oder sogar zunehmen", sagt er und erwartet, dass weitere institutionelle Anleger in Bitcoin investieren und auch immer mehr börsennotierte Unternehmen die Kryptowährung als Reserve halten werden. Anders gesagt: Bitcoin schlüpft immer mehr in die Rolle von Gold, das schon bisher als Inflationsschutz galt – und heuer ebenfalls zulegen konnte.

"Die Investoren erkennen, dass das wahre Potenzial von Bitcoin in einem langfristigen Investment steckt, das für Monate, wenn nicht sogar Jahre gehalten wird", betont Peters. Das führe in weiterer Folge dazu, dass die steigende Nachfrage von Profianlegern auf eine immer geringere Menge an Bitcoin im Umlauf trifft wegen der zunehmenden Menge an Bitcoin, die von Investoren gehortet wird.

Dazu kommt, dass jedes Jahr auch eine stattliche Menge an Bitcoin unwiderruflich verlorengeht – sei es durch verlorene Zugangsdaten, geschredderte Festplatten oder im Zuge von Todesfällen. Insgesamt können nicht mehr als 21 Millionen Bitcoin geschürft werden, wie das Erzeugen neuer Einheiten durch Rechenleistung genannt wird. Aufgrund des steten Schwunds an Bitcoin geht Timothy Peterson, Analyst bei der Finanzberatung Cane Island Alternative Advisors, davon aus, dass statt des offiziellen Stands von etwa 18,3 Millionen geschürften Bitcoin nur etwa 13,9 Millionen tatsächlich noch verfügbar sind. Der Rest sei unwiederbringlich verloren.

Ungleichgewichte

Dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird laut eToro-Analyst Peters zu weiteren Kursgewinnen führen – wobei er als Kursziel zumindest 70.000 Dollar bis Ende 2021 nennt. Diese Preisprognose leitet er aus den bisherigen Preiszyklen der äußerst schwankungsfreudigen Kryptowährung ab – welche den Wert beginnend von de facto null im Jahr 2009 auf zuletzt fast schon 30.000 Dollar getrieben haben.

Die prozentualen Zuwächse für jeden Bullenmarkt, wie Phasen steigender Kurse bezeichnet werden, nehmen Peters zufolge ab, umso mehr die "Demografie der Bitcoin-Investoren" reife. Er rechnet vor: Bei dem Bullenmarkt bis 2013 hätten vor allem Early Adopters mit hohem Fachwissen teilgenommen, der Kurs sei vom Tiefpunkt bei zwei Dollar auf mehr als 1000 Dollar geklettert – ein Anstieg um den Faktor 500. Im Bullenmarkt bis 2017, der hauptsächlich aus Privatanlegern bestand, sei der Kurs auf das Hundertfache gestiegen. Bei dem derzeitigen Zyklus, der von institutionellen Anlegern getragen werde, geht Peters vom 20-Fachen des vorangegangenen Tiefs bei 3500 Dollar aus, also 70.000 Dollar pro Bitcoin. (Alexander Hahn, 1.1.2021)