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Sead Kolasinac kehrt den Gunners den Rücken.

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Christian Gross und Schalke können Verstärkung gut gebrauchen.

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Man traut Christian Gross wirklich einiges zu auf Schalke. Aber einer rekordverdächtig sieglosen Mannschaft das Gewinnen beibringen, ganz ohne Hilfe von außen? Das ist vielleicht doch ein bisschen viel verlangt. Also gehen die Königsblauen ambitioniert in die Winter-Transferphase, die am 2. Januar startet. So ambitioniert wie wohl kein anderer Klub der Fußball-Bundesliga.

"Die finanzielle Lage ist sehr, sehr angespannt", sagt Gross, das weiß der neue Trainer bereits nach wenigen Tagen in Gelsenkirchen. Doch der Verein sei "bereit, wirklich alles zu versuchen, damit diese Mission gelingt." Der Klassenerhalt für Schalke nämlich, nach mittlerweile 29 Ligaspielen ohne Sieg. "Wir wollen und werden alles tun, wozu wir in der Lage sind", bekräftigt Sportvorstand Jochen Schneider.

Rückkehrer Kolasinac

Ein erster Schritt wurde mit der Verpflichtung von Sead Kolasinac gesetzt. Der Linksverteidiger wechselt auf Leihbasis für sechs Monate vom FC Arsenal zurück nach Gelsenkirchen. Der Vertrag gilt ab dem 4. Januar. Über die Modalitäten vereinbarten beide Vereine Stillschweigen.

"Wir haben intensiv an der Rückkehr von Sead Kolasinac gearbeitet und sind richtig stolz, dass mit ihm ein echter Schalker Junge heimkehrt", sagte Schneider: "Sead verkörpert genau die Werte, die Schalke 04 auszeichnen und die im Kampf um den Klassenerhalt elementar sind: ein unbändiger Wille und ein starker Charakter."

Kolasinac hatte bereits von 2012 bis 2017 für den aktuellen Tabellenletzten gespielt, ehe er ablösefrei zu den Londonern in die Premier League wechselte. Für die Gunners absolvierte er 113 Spiele. Der 27-Jährige kam unter Arsenal-Trainer Mikel Arteta nicht mehr zum Zug.

Leere Kassen

Generell dürfte aber weiter Zurückhaltung auf dem Transfermarkt dominieren. Von Schlusslicht Schalke bis Spitzenreiter Bayern München leeren sich infolge der Coronakrise die Kassen. Seit März schon fehlen die Zuschauereinnahmen. Sogar Borussia Dortmund, wirtschaftlich normalerweise deutlich sorgenfreier als Erzrivale Schalke, gelobt daher Zurückhaltung.

"Wir befinden uns inmitten der Corona-Pandemie mit den daraus resultierenden Einnahmeausfällen über einen langen Zeitraum", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Der kommende Transferwinter wird als solcher bei uns vor diesem Hintergrund kaum stattfinden."

Wenig Bewegung

Für alle Klubs wird ein ohnehin kompliziertes Transferfenster in diesem Jahr damit noch komplizierter. Denn auch ohne Corona sind echte Verstärkungen im Jänner oft schwer zu finden. Die Teams geben ihre Leistungsträger mitten in der Saison eher ungern ab – und dieser Wunsch dürfte auf einem Markt mit wenig Bewegung noch ausgeprägter sein.

Im Zweifel wird die Mannschaft eher zusammengehalten als kostspielig umgebaut. So schloss etwa Augsburgs Trainer Heiko Herrlich einen Transfer von Stürmer Marco Richter aus, den auch Gross gerne auf Schalke gesehen hätte.

Der Wunsch nach Veränderung ist gerade in diesem Jahr nur dort wirklich vorhanden, wo große Not herrscht. Der FSV Mainz 05 etwa, Vorletzter der Tabelle und mit nur einem Sieg auf dem Konto, holte Christian Heidel als Sportvorstand und Martin Schmidt als Sportdirektor zurück. Lieferings 41-jähriger Bo Svensson soll nach übereinstimmenden Medienberichten neuer Trainer werden. Dann wird man versuchen, am Kader zu feilen.

In Nöten steckt Eintracht Frankfurt zwar nicht, die Hessen haben aber ein Loch zu stopfen: Stürmer Bas Dost wechselt zum belgischen Meister FC Brügge, Sportvorstand Fredi Bobic sprach von einem "lukrativen Gesamtpaket". Das aber wohl nur Sinn macht, wenn ein Teil davon gleich wieder investiert wird. So wird über ein Leihgeschäft mit Bayern-Nachwuchsstürmer Joshua Zirkzee spekuliert, eine Rückholaktion von Luka Jovic (Real Madrid) wirkt dagegen eher unrealistisch.

Wie wenig allerdings die meisten anderen Klubs hinsichtlich etwaiger Transfers planen, wird vielleicht beim Blick nach Mönchengladbach deutlich. Dort nimmt sich Sportdirektor Max Eberl eine vierwöchige Auszeit. Ziemlich genau bis zum Ende der Transferperiode. (sid, 31.12.2020)