Wien Polizeipräsident will Sicherheit im Wiener Bezirk "umfassend" betrachten und lädt auch NGOs zu einem "Sicherheitsgipfel".

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Nach dem Großeinsatz der Wiener Polizei im Bezirk Favoriten während der Silvesternacht kritisierte der zuständige Bezirksvorsteher die "chronisch unterbesetzte Favoritner Polizei". Marcus Franz (SPÖ) appellierte an Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), endlich mehr Polizei-Planstellen für seinen Bezirk zu zulassen. "Seit Jahren setze ich mich für eine Aufstockung der bisherigen Planstellen von 300 auf 500 ein – leider gab es dazu von Innenminister Karl Nehammer nur leere Versprechungen", so Franz in einer Aussendung am Samstag.

Zuvor hatte Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl uniformierte Sondereinheiten und zivile Ermittler für Schwerpunktkontrollen in Favoriten angekündigt. Franz interpretierte diese Ankündigung so, dass es auch mehr Planstellen für seinen Bezirk geben werde. Bereits nach den Auseinandersetzungen zwischen türkischen Faschisten und linken Demonstranten im Juni dieses Jahres hätte er auf die schwierige Arbeitssituation der Favoritner Polizei aufmerksam gemacht. Bislang habe sich aber nichts gebessert, sagt Franz.

Pürstl will "Sicherheitsgipfel"

Dies ließ Pürstl nicht auf sich sitzen und bekräftigte in einer Aussendung, dass die Reaktion der Polizei in der Silvesternacht beweise, dass sie ihrer Aufgabe nachkomme. Zum Ausgleich des Personalmangels würden sämtliche Polizeieinheiten nach Bedarf in Favoriten eingesetzt. Außerdem kündigte Pürstl einen "Sicherheitsgipfel" an, um die Situation "professionell und emotionsfrei" zu beurteilen. Eingeladen werden sollen Vertreter des Bezirks, der Stadt sowie Interessensgruppen und NGOs. Sicherheit müsse "umfassend" betrachtet werden, so Pürstl.

Nachdem es in der Silvesternacht zu etlichen Sachbeschädigungen durch pyrotechnische Gegenstände in der Gegend um den Reumannplatz gekommen war, rückte die Polizei zu einem Großeinsatz aus. Der Mob beschoss Beamte mit Raketen bzw. Böllern, es kam zu zahlreichen vorübergehenden Festnahmen. Zahlreiche "Allahu Akbar"-Rufe sollen zu hören gewesen sein.

Debatte um Migrationshintergrund

Die Sachschäden dürften hoch sein. Es gingen zahlreiche Scheiben zu Bruch, Mistkübel, Zeitungsständer, Bänke und Kaugummiautomaten wurden gesprengt. Der Mob soll aus zahlreichen Personen mit großteils Migrationshintergrund bestanden haben.

Etliche Vertreter aus der Politik nahmen den Migrationshintergrund einiger mutmaßlicher Täter zum Anlass, sich zu Wort zu melden. Nehammer sprach von "Parallelgesellschaften", die FPÖ von "kriminellen islamistischen Migrantenmobs". Wiens Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) verurteilte die Tat und sah die Wichtigkeit seiner Arbeitsschwerpunkte, nämlich Integration und ein friedliches Miteinander, bestätigt. (red, 2.1.2021)