Einsatzkräfte auf der Suche nach Überlebenden und Opfern.

Foto: EPA / Haakon Mosvold Larsen

Oslo – Vier Tage nach dem heftigen Erdrutsch im Süden Norwegens haben die Rettungskräfte bisher sieben Todesopfer im Katastrophengebiet gefunden. Nach dem ersten Fund am Neujahrstag und drei weiteren am Samstag bargen die Einsatzkräfte am Sonntag eine fünfte und später eine sechste und schließlich eine siebte ums Leben gekommene Person. Mehrere Menschen galten am Nachmittag weiter als vermisst. Die Retter gaben auch mehr als 100 Stunden nach der Katastrophe nicht die Hoffnung auf, Überlebende finden zu können.

Fünf Todesopfer wurden bis Sonntag von den Behörden identifiziert. Unter ihnen waren ein zweijähriges Mädchen und ihr 40-jähriger Vater. Bei den anderen identifizierten Toten handelt es sich um eine etwa 50 Jahre alte Frau und ihren 29-jährigen Sohn sowie einen 31-jährigen Mann.

Königsfamilie besuchte Unglücksstelle

Das Schicksal der Menschen im Katastrophengebiet rund 40 Kilometer nordöstlich von Oslo hatte die Norweger über den Jahreswechsel begleitet. Auch die norwegische Königsfamilie zeigte ihre Anteilnahme. König Harald V. (83), Königin Sonja (83) und Kronprinz Haakon (47) reisten am Sonntag in die Kommune Gjerdrum, um sich mit Vertretern der Gemeinde, Einsatzkräften und Betroffenen zu treffen. In der Kirche der Kommune zündeten sie in Gedenken an die Opfer zudem Kerzen an. "Das ist völlig schrecklich", sagte Harald im Anschluss über das Unglück. "Es ist sehr schwer, das in Worte zu fassen."

Bild nicht mehr verfügbar.

Norwegens König Harald V. (Zweiter von Rechts) und Kronprinz Haakon (Zweiter von Links) besuchten die Unglücksstelle.
Foto: AP/Lise Aaserud/NTB

Schwierige Suchbedingungen

Zu dem Erdrutsch in Ask war es bereits am frühen Morgen des 30. Dezembers gekommen, er hatte sich auf einer Länge von etwa 700 Metern und einer Breite von 300 Metern ausgedehnt und einen riesigen Krater hinterlassen. Mindestens zehn Menschen erlitten Verletzungen, neun Häuser mit mehr als 30 Wohneinheiten stürzten ein. Rund 1.000 Menschen wurden bisher in Sicherheit gebracht.

Der Untergrund in Teilen des verschneiten Unglücksgebiets war nach dem Abgang zunächst so instabil gewesen, dass es zu gefährlich für die Rettungskräfte war, ihn zu betreten. Stattdessen wurde mit Hubschraubern und Drohnen nach Überlebenden gesucht. Seit Freitag konnten dann Retter und Polizeihunde auch zu Fuß in die rote Zone des Gebiets geschickt werden, woraufhin die erste Leiche gefunden wurde.

Freund von Tennis-Profi unter Opfern

Der 31-jährige Getötete war offenbar ein Freund des norwegischen Tennisprofis Casper Ruud. "Wir haben eine fantastische Person und einen fantastischen Mitbürger verloren. Ich habe einen Freund, Kollegen und einen wichtigen Mitstreiter in meinem Team verloren", schrieb der 22-Jährige auf Instagram. Nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB hat der 31-Jährige mit mehreren Sportprofis zusammengearbeitet und eine Führungsposition in einer Gesellschaft innegehabt, die er zusammen mit Ruud betrieben hat.

Vor den sechs Funden hatten zehn Menschen als vermisst gegolten. Unter ihnen waren Männer, Frauen und zwei Mädchen im Alter von zwei und 13 Jahren. (APA, 3.1.2020)