Florian Gossy, Chief Product Officer bei der Falter-Verlagsgruppe.

Foto: Maria von Usslar

Die Prognose von Florian Jungnikl-Gossy (Falter)

Was erwarten Sie 2021 für Österreichs Medienbranche? Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche, was Ihre Befürchtungen? derStandard.at/Etat hat Medienmanagerinnen und -manager, Journalistinnen und Journalisten sowie Expertinnen und Experten aus Österreichs Medien- und Kommunikationsbranche und -wissenschaft mit einem Online-Fragebogen um ihre Beiträge gebeten. Sie konnten wählen, ob sie namentlich antworten, wenn wir sie zitieren dürfen, oder anonym. Die namentlich beantworteten Fragebögen veröffentlichen wir in diesen Tagen.

"Die Presseförderung muss reformiert werden. Hoffen lässt mich nichts darauf."

Hier die Prognosen von Florian Jungnikl-Gossy (Chief Product Officer beim Falter):

Was kommt 2021 auf die Medienbranche zu? Bitte verraten Sie uns Ihre Erwartungen über Entwicklungen, Herausforderungen etc.!

"Zentral wird sicherlich die ORF-Digitalnovelle. Hoffentlich sind sich alle verhandelnden Personen der Wichtigkeit dessen bewusst, immerhin wird hier ein ganz zentraler Teil des österreichischen Internet neu geordnet. Und hoffentlich haben die verhandelnden Personen die nächsten 20 Jahre im Blick und nicht nur zwei oder drei."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) geschehen? Bitte verraten Sie uns Ihre Hoffnungen (und warum Sie darauf hoffen)!

"Erfreulich ist, dass das Denken in Produkten in den österreichischen Medien im letzten Jahr gestiegen ist; das sieht man auch an steigenden Digitalabo-Zahlen quer durch den Markt. Ich hoffe, dieser Trend geht so weiter.

Die Presseförderung muss reformiert werden. Hoffen lässt mich nichts darauf.

Ich hoffe, dass Einzelpersonen stärker die Chancen der unterschiedlichen Fördertöpfe (etwa der Medieninitiative) wahrnehmen und journalistische Unternehmen gründen."

"Bitte keine" weitere Corona-Sonderförderung, "bitte nicht" zu Wrabetz' Wiederwahl

Weitere Prognosen Jungnikl-Gossys zu unseren Detailfragen im Überblick:

  • "Bitte nicht" sagt der Chief Product Officer der Falter-Gruppe zu einer weiteren Corona-Sondermedienförderung. Die Erklärung: "Emanzipation von staatlichen Geldtöpfen würde Medienunternehmen gut zu Gesicht stehen. Kurzarbeit, Corona-Sonderförderung, üppige Zusatz-Inseratebudgets – über 2020 darf sich niemand beschweren."
  • Die geplante Digitalförderung soll aus seiner Sicht "journalistische Geschäftsmodelle und Investitionen in Technologie" unterstützen.
  • Er befürwortet Qualitätskriterien und Branchenselbstkontrolle als Bedingungen für Medienförderungen und öffentliche Inserate.
  • Die Prognose zu neuen Medien/medienrelevanten Plattformen: "Wir werden mehr reichweitenstarke JournalistInnen sehen, die eigene Newsletter, Podcasts, Bezahlangebote schaffen."
  • Eine Digitalnovelle für den ORF "sollte" nach Ansicht von Jungnikl-Gossy vor der Generalswahl 2021 kommen; er befürwortet auch eine Reform der ORF-Gremien (ohne Präzisierung)
  • Ebenso ohne Präzisierung kommentierte er die Möglichkeit der Wiederwahl von Alexander Wrabetz zum ORF-Chef mit "bitte nicht". Auch ohne nähere Erklärung.

(Harald Fidler, Daniela Yeoh, 10.1.2021)