Wien/Graz/Linz – Am Wochenende haben in mehreren Städten Österreichs Kritiker der Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Ausbreitung des Coronavirus demonstriert, darunter zahlreiche amtsbekannte Rechtsextreme.

Der Wiener Heldenplatz war am Sonntag Endpunkt einer Demo, der sich laut Polizei rund 2.000 Teilnehmer angeschlossen hatten. Prominent vertreten waren auch Identitäre, Rechtsextreme wie der ehemalige Pegida-Sprecher Georg Immanuel Nagel sowie rechtsradikale Fußballhooligans. Gemeinsam skandierte man "Wir sind das Volk", "Kurz muss weg" und "Friede, Freiheit ohne Diktatur" und schlug auf Töpfe. Zaungäste mit Maske wurden angepöbelt.

Die Polizei war am Sonntag auch Wien wieder stundenlang im Einsatz. Die Aufforderung, Masken zu tragen und Abstand zu halten, wurde von den Demonstrierenden ignoriert.
Foto: der standard

Konspirative Tautologien

Auf dem Heldenplatz schallte es zum Abschluss aus den Boxen: "Schaut, dass ihr bitte ein bisschen auseinander steht, damit die Polizei uns nicht einkesseln kann." Und: "Vielen Dank, dass ihr Mut und Gesicht gezeigt habt." Das wurde mit Schwenken von Österreich-Fahnen und Applaus quittiert. "Das ist eine globale Weltverschwörung", hieß es konspirativ und tautologisch zugleich, "man will uns das Menschliche nehmen. Wenn Masketragen natürlich wäre, dann wären wir mit Maske zur Welt gekommen." Jeden Samstag soll es nun einen Spaziergang von der Oper aus geben.

Die Polizei erklärte die angemeldete Demo sowie zwei nichtangemeldete um 17 Uhr für beendet.

Von Beginn an hatten sich die Teilnehmer in Wien nicht an die Maßnahmen, die eine Verbreitung des Coronavirus verhindern sollen, gehalten. Trotz mehrmaliger Aufforderung der Polizei. Als diese die Demo für beendet erklärt hatte, bildeten sich zwei nichtangemeldete Demozüge, die mit rund 1.000 Personen über den Ring und mit weiteren 500 durch die Innenstadt zogen. Die Polizei begleitete beide, es kam zu Verkehrsbehinderungen. Auf dem Heldenplatz trafen beide Gruppen zusammen, und die Demo wurde endgültig beendet.

Schon am Samstag waren in Wien rund 250 Demonstrierende durch den ersten Bezirk gezogen. Im Bereich der Friedrichstraße wurde die nichtgenehmigte Kundgebung der sogenannten "Querdenker" aufgelöst. Vorangegangene Auflösungsversuche wurden ignoriert: "Wir lassen und nicht auflösen, wir sind freie Bürger", skandierten die Weiterziehenden.

In Graz waren am Samstag – zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage – ebenfalls hunderte Teilnehmer unterwegs. Sie gingen vom Hauptbahnhof zum Hauptplatz. Viele Teilnehmer waren ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs. Die Initiatoren der Grazer Demo vom Stephanitag, zu der rund 1.000 Teilnehmer gekommen waren, wurden mittlerweile wegen Nichteinhaltung der Schutzmaßnahmen angezeigt.

Verhüllende Masken

Schon am Neujahrstag hatten in Linz Gegner der Corona-Maßnahmen protestiert – laut Polizei waren es rund 1.000. Polizeisprecher David Furtner sprach von einem Demonstrationstourismus mit vielen Teilnehmern aus Wien, der Steiermark und Salzburg, die durch Österreich ziehen würden. In Schärding, Braunau und Ried demonstrierten am Wochenende weißgekleidete Personen gegen die Maßnahmen. Unter anderem posierten sie vor Hitlers Geburtshaus in Braunau für ein Gruppenbild. Kurioses Detail: Die gegen den Mund-Nasen-Schutz Protestierenden trugen dabei Kunststoffmasken, die abgesehen von zwei kleinen Löchern für die Augen ihr gesamtes Gesicht verhüllten. Mit diesen hatten sie offenbar kein Problem. (APA, red, 3.1.2021)