Foto: AFP / Marco Bertorello, JoÎl Saget

Rom/Amsterdam – Das Jahr 2021 steht aus Sicht des Automarktes im Zeichen von Stellantis, dem weltweit viertgrößten Autobauer, der aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler (FCA) entsteht. Die Aktionärsversammlungen von PSA und FCA werden die Fusion heute, Montag, besiegeln; Ende Jänner soll die vereinigte Stellantis-Gruppe Fahrt aufnehmen.

Geben die Aktionäre grünes Licht, soll Stellantis mit seinen Marken DS, Peugeot, Opel und Citroën an den Börsen in Mailand, Paris und New York notieren. Neuer Konzernchef wird der in der Branche gleichermaßen bewunderte wie gefürchtete PSA-Chef, Carlos Tavares, der als harter Sanierer gilt. Dem Verwaltungsrat des transatlantischen Autobauers wird John Elkann vorstehen. Der Erbe der Unternehmerfamilie Agnelli fungiert aktuell als FCA-Verwaltungsratschef.

Von Alfa bis Jeep

Zu FCA gehören neben Fiat und Chrysler Traditionsmarken wie Alfa Romeo, Lancia, Maserati, Dodge und Jeep. Die Markennamen sollen weiter Bestand haben, wird versichert. Über ihnen wird quasi als Stern der Name des künftigen Konzerns schweben, das vom lateinischen Stella abgeleitete Stellantis.

Die EU-Wettbewerbsbehörde in Brüssel hatte am 21. Dezember grünes Licht für das milliardenschwere Zusammengehen der beiden Konzerne gegeben. Die Wettbewerbshüter hatten FCA-PSA nach einer Monate dauernden vertieften Prüfung zwei Verpflichtungen auferlegt: Zum einen soll eine bereits bestehende Kooperation zwischen PSA und Toyota erweitert werden, wonach PSA für Toyota leichte Nutzfahrzeuge für den Verkauf in der EU fertigt. Zum anderen sollen die Reparatur- und Wartungsverträge von PSA und FCA mit ihren Werkstätten geändert werden.

Zusammen Nummer vier

Zusammen sind Fiat Chrysler und PSA eine echte Größe in der Automobilindustrie, sie setzten vor der Corona-Krise rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Nur Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund waren 2019 größer.

Die von den EU-Wettbewerbshütern befürchtete Verengung des Marktes für leichte Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen sollte mit den Auflagen hintangehalten werden. In zahlreichen Ländern wäre nach der Fusion entweder PSA oder FCA automatisch Marktführer bei leichten Nutzfahrzeugen geworden, weil jeweils der wichtigste Wettbewerber wegfallen wäre.

Problemfall Nutzfahrzeuge

Bei den Werkstätten- und Wartungsverträgen soll künftig nicht mehr vorgeschrieben werden, dass es für FCA-/PSA-Nutzfahrzeuge reservierte Empfangs- oder Wartebereiche gibt. Auch die Verwendung von Werkzeug der beiden Hersteller für die Nutzfahrzeugreparatur anderer Marken soll erlaubt werden.

Welch steife Brise traditionellen Produktionsstandorten wie Turin entgegenbläst, zeigt sich an jüngsten Entscheidungen im FCA-Konzern: Hybrid- und Elektroautos der Marken Jeep, Fiat und Alfa wird der italienisch-amerikanische Autohersteller nicht im "bel paese" bauen, sondern im südpolnischen Tychy. Dazu werden nach Angaben des polnischen Vize-Ministerpräsidenten Jaroslaw Gowin rund 166 Millionen Euro investiert. Erste Fahrzeuge der Massenproduktion sollen in Tychy ab der zweiten Jahreshälfte 2022 vom Band laufen, bestätigte Fiat Chrysler. (ung, Reuters, dpa, 4.1.2021)