Wenn einem nicht schnell die legendären Autos von Peugeot einfallen, könnte man im e-208 glatt den Eindruck gewinnen, die Marke hat seit 1810 nur auf den Durchbruch der E-Mobilität gewartet. Ja, nur die Ruhe, ich hab es ja eh gesagt, 104, 205, 403 und 505 waren großartig.


Grafik: der Standard
Der Peugeot e-208 hat eine Reichweite von 340 Kilometer. In der Praxis bleiben da im Winter immer noch gut 300 Kilometer, wenn die Heizung dauernd läuft.
Foto: Guido Gluschitsch

Aber die neuen Elektriker sind ungewohnt stimmig. Auf einmal stört das kleine Lenkrad, das so leicht zu drehen ist, nicht mehr. Der aufgesetzte Armaturenträger wirkt schön schlüssig, nicht einmal das Fahrwerk hinterlässt den Eindruck von zerlassener Butter. Kein Assistent nervt. Was für eine angenehme Überraschung.


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Der e-2008 hat zwar den gleichen Antrieb wie sein kleiner Bruder, kommt aber, weil er ein SUV ist, mit einer Ladung nicht gleich weit.
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Allein die Infotainmentwelt wünscht sich ein paar Tage der Gewöhnung. Es gibt viele Knöpfe, die sich nicht intuitiv bedienen lassen, ein Menü, das in Reminiszenz an den Erfinder des Labyrinths angelegt wirkt. Aber damit sind wir im Grunde schon wieder fertig mit der Raunzerei.

Das Heck des 208. Die Leuchten sind einem Prankenschlag eines dreikralligen Löwen nachempfunden.
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SUV oder lieber nicht

Wenn man halt ein Freund der SUVs ist. Andernfalls findet man im e-2008 die fahrende Bestätigung für die eigene Abneigung. Im Grunde ist er ja ein aufgesuvter 208. Das bringt den Vorteil, dass der Kofferraum größer ist, man höher sitzt und auch dicke Katzen unterm Auto schlafen können.

Der Popsch vom 2008 ist deutlich mächtiger als jener des 208.
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Geländegängiger als der 208 ist er wohl nicht. Beide haben denselben Antrieb, der an den Vorderrädern hängt. Das heißt aber auch, dass der 208er aus den 100 kW, 260 Nm und 50 kWh einfach mehr rausholt. Weil er leichter ist und windschlüpfriger. Dass er auch noch schöner ist, hat da keine direkte Auswirkung.

Innen schauen die beiden quasi gleich aus. An das kleine Lenkrad kann man sich gewöhnen, an die Bedienung des Infotainments muss man sich gewöhnen.
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So beschleunigt der 208er besser, kommt weiter und lässt sich auch einen Tick agiler fahren. Wenn man das überhaupt will. Denn die Gelassenheit beim Fahren, die mit der E-Mobilität anscheinend serienmäßig mitkommt, passt ganz gut zu den beiden Fahrzeugen.

Mehr als 1.400 Liter passen ins Heck des e-2008.
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Den SUV-Freunden sei aber mit auf den Weg gegeben: So groß sind die Unterschiede in den Fahrleistungen nicht, dass allein sie für die Kaufentscheidung den Ausschlag geben sollen.

In den Kofferraum des e-208 passen 265 Liter, wenn die Rückbank aufgestellt ist. Legt man sie um, passen 960 Liter hinein.
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Da wird neben den Anforderungen, die man an ein Fahrzeug hat, wohl der Preis entscheidender sein. Der e-208 ist immerhin um rund 6.000 Euro günstiger als der e-2008. Und, das muss man an dieser Stelle auch erwähnen, der Einstiegs-208er mit dem 75 PS starken Benziner kostet mit einem Ab-Preis von 15.990 Euro nicht einmal die Hälfte des günstigsten e-208, der dann aber deutlich besser ausgestattet ist. Nicht ganz so dramatisch ist der Unterschied beim 2008.

Die Elektromodelle tragen ein kleines E-Logo.
Foto: Guido Gluschitsch

Stärkster Antrieb

Doch zurück zum E-Antrieb. Der ist dort wie da der stärkste in der Modellpalette. Andererseits nutzt Peugeot nicht alle Möglichkeiten, die sich bieten. Das merkt man etwa, wenn man das Raumangebot anschaut. Das ist bei Autos, die allein als Elektriker konzipiert wurden, gefühlt besser. Dafür findet man sich in vertrauten Umgebung wieder und nicht in einer Art Raumschiff voller Bildschirme.

Das kriegt man leider nur patschert aufs Foto, dass das Display in zwei Ebenen aufgebaut ist und so ein 3D-Effekt entsteht.
Foto: Guido Gluschitsch

Die Reichweite der beiden Besprochenen beträgt deutlich mehr als 300 Kilometer. Zumindest am Papier. In der Testrealität, in einer winterlich kalten und autobahnkilometerreichen, waren es knapp weniger als 300 Kilometer. Das reicht im Grunde, um von Wien in die Südsteiermark zu fahren.

Lädt man die Akkus an der Haushaltssteckdose, dauert es mehr als einen ganzen Tag, sie wieder voll zu bekommen.
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Das habe ich dann aber nicht gemacht. Auch, wenn jeder in 30 Minuten zu 80 Prozent geladen werden könnte. Aber während der Tests bin ich zu oft vor besetzten Schnellladestationen gestanden, als dass ich da auf der Langstrecke was riskieren wollte. Es gibt sie also, die kleinen Tücken von mehr E-Autos. (Guido Gluschitsch, 19.1.2021)

Bei einer Schnellladung mit 100 kW kann man in einer halben Stunde die Akkus bis zu 80 Prozent laden.
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