In Nordrhein-Westfalen kontrollieren Polizeibeamte die Einhaltung der Beschränkungen.

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Über das Wochenende haben sich die Anzeichen verdichtet, dass der Corona-Lockdown in Deutschland über den 10. Jänner hinaus verlängert wird. Fast alle Ministerpräsidenten der Länder sprachen sich dafür aus, dass die strengen Regeln bis 31. Jänner gelten sollen. Am Montagnachmittag treffen die Länderchefs gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Gesundheitsexperten, am Dienstag soll die Entscheidung fallen. Mit einem verlängerten Lockdown soll auch vor der Virenmutation B.1.1.7 geschützt werden, die zum ersten Mal in Großbritannien entdeckt wurde und ansteckender ist.

Das Robert-Koch-Institut veröffentlichte am Montag leicht niedrigere Infektionszahlen als zuletzt. Demnach gab es innerhalb von 24 Stunden 9.847 Neuinfektionen und 302 Todesfälle. Die Zahlen seien aber schwierig zu interpretieren, denn über die Feiertage sei vermutlich weniger getestet worden, zudem würden viele Daten erst nachgemeldet. Den bisherigen Höchststand an Neuinfektionen hatte Deutschland am 18. Dezember mit 33.777 verzeichnet. Die meisten Todesfälle wurden am 30. Dezember mit 1.129 registriert.

Unterschiede zwischen Bundesländern

Im Moment liegt die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner bei 139,4. Es gibt jedoch enorme regionale Unterschiede. So meldet Schleswig-Holstein nur einen Wert von 78,2, Sachsen hingegen 323,0 und Thüringen 251,4.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) fordert aufgrund der hohen Zahlen weitere Verschärfungen. Er will einen maximalen Bewegungsradius von 15 Kilometern rund um den Wohnort einführen. Dieser soll vorerst bis 31. Jänner gelten.

Scharfe Kritik aus Bayern

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte vor einer frühen Öffnung. Der "Bild am Sonntag" sagte er mit Blick auf Österreich, dass sich gezeigt habe, dass "das Modell Auf-zu-auf-zu nicht funktioniert". Er fordert deshalb eine Verlängerung des Lockdowns bis Ende Jänner und schließt auch einen späteren Zeitpunkt nicht aus. Kritik übt Söder an der deutschen Impfstrategie. Für ihn haben die Behörden zu spät zu wenige Impfdosen gekauft.

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert, die Impfstrategie zu überdenken. Ähnlich wie in Großbritannien sollten Erstimpfungen vorgezogen werden, um möglichst viele Menschen mit einer ersten Dosis zu versorgen. Die zweite Dosis solle dafür später als geplant verabreicht werden. (bbl, 4.1.2021)