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Wien – Der jüngste Vorstandsumbau in der AUA wird einiges kosten – und er sorgt in Teilen des Luftfahrtunternehmens für Unverständnis. Im Dezember hat die AUA zwei Änderungen im Führungsgremium der österreichischen Lufthansa-Tochter bekannt gegeben: Zu Jahresende 2020 werde der seit 2014 für die kommerzielle Führung der AUA verantwortliche und langjährige Ex-Lufthansa-Manager Andreas Otto das Unternehmen verlassen, er war seit September des Vorjahres auch für die Finanzen des Corona-geschwächten Unternehmens zuständig. Zudem wurde der Wechsel des bisherigen Chief Operating Officer, Jens Ritter, zur Eurowings bekannt gegeben. Statt Otto kommt ein Österreicher von der AUA-Tochter Swiss, die Finanzen ressortieren künftig zu AUA-Chef Alexis von Hoensbroech.

Otto, dessen Vertrag noch bis 2022 gelaufen wäre, ist laut AUA auf eigenen Wunsch ausgeschieden; Näheres machte sie nicht bekannt und Otto selbst gibt keine Stellungnahme ab. Der heute 58-Jährige war zwanzig Jahre im Lufthansa-Konzern tätig – seine Ausstiegsvereinbarung mit der AUA ist noch nicht unter Dach und Fach.

Aufsichtsrat berät noch

Das dafür zuständige Gremium im AUA-Aufsichtsrat sollte den entsprechenden Beschluss zwar vor Weihnachten fassen, das ist aber nicht geschehen. Es spießt sich – noch – am Geld, wie im Unternehmen zu hören ist. Unbestritten ist, dass dem Ex-AUA-Vorstandsmitglied die Auszahlung von zwei Jahresgehältern zusteht, zudem wird er seinen Bonus fürs Jahr 2019 ausbezahlt bekommen.

Dieser 2019er-Bonus hat ja im Herbst des Vorjahres für groben Unmut gesorgt: Mitten in der Corona-Krise wurde bekannt, dass sich der AUA-Dreiervorstand in Summe 500.000 Euro fürs Jahr 2019 ausbezahlen lassen wollte. Der Vorstand jener Airline, die 2020 vom österreichischen Staat mit 600 Millionen Euro unterstützt wurde, 150 Mio. davon flossen als direkter Zuschuss. Ein Großteil der Belegschaft ist zudem bis zumindest März 2021 in Kurzarbeit.

Offene Einkommensfragen

Erst als der Finanzminister laut wurde, fand sich der AUA-Vorstand bereit, den Bonus freiwillig zurückzulegen. Fällig wird er aber, wenn ein Vorstandsmitglied aussteigt – Otto bekommt nun also seinen Teil ausbezahlt: rund 167.000 Euro, so den Managern gleich viel zusteht. Bei einer (geschätzten) Jahresgage von rund 600.000 Euro kostet sein vorzeitiges Ausscheiden also mindestens rund 1,4 Mio. Euro.

Allerdings soll der Exmanager weitere variable Gehaltsbestandteile geltend machen, die seiner Ansicht nach künftig noch aliquot fällig werden könnten. Um deren Abgeltung (oder Nicht-Abgeltung) werde noch gerungen, wie es heißt. Otto werde das "ihm vertraglich Zustehende" bekommen, heißt es bei der AUA.

Bonus-Sperre

Hintergrund dazu: Sowohl die Lufthansa, die vom deutschen Staat in Summe mit neun Milliarden Euro unterstützt wurde, als auch ihre Österreich-Tochter AUA haben festgelegt, dass sie keine Boni und andere variable Gehaltsbestandteile auszahlen, so lange sie staatlich unterstützt werden. Bei der AUA gilt das bis zum Ende der Kreditlaufzeit Mitte 2026, bei der Lufthansa bis 2024.

Abseits des Finanziellen ruft der AUA-Vorstandsumbau durch die Lufthansa (2020 wurden binnen eines halben Jahres drei Vorstandsmitglieder abgelöst) Unverständnis hervor. Laut AUA-Bordbetriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Rainer Stratberger gab es keinen fachlichen Grund dafür.

Lufthansa agiert "kontraproduktiv"

Das "Dogma" der Lufthansa etwa, Vorstandsmitglieder mit 60 Jahren grundsätzlich nicht mehr zu verlängern, sei ungerechtfertigt. Dass die Lufthansa gut eingearbeitete Manager mitten in der Krise austausche statt sie dafür einsetze, den Standort Österreich neu zu entwickeln, sei schlicht kontraproduktiv. (Renate Graber, 5.1.2021)