Flexibilität ist in der Krise erforderlich. Dennoch dürfen die handelnden Politiker nicht auf die Betroffenen vergessen.

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Schon der erste Lockdown im Frühling war hart für Kinder wie Eltern. Es war völlig ungewiss, wie sich die Verbreitung des Coronavirus entwickeln würde. Kinder konnten nicht in Schule oder Kindergarten gehen, weder Freunde treffen, noch Sport- oder Musikkurse besuchen. Positiv war das Frühlingserwachen, das ermöglichte, im Freien die Sonne zu genießen – wenn auch die Spielplätze aus Sicherheitsgründen gesperrt waren. Es schwang im Frühjahr 2020 auch noch ein Hauch von Abenteuer mit. Wer hatte jemals mit einer solchen Pandemie gerechnet? Es war eine neue Situation, auf die sich alle einstellen mussten.

Viele Monate später herrscht im weiter anhaltenden Ausnahmezustand nur noch Ernüchterung. Ist es der dritte oder vierte harte Lockdown? Man hat den Überblick verloren, und viele haben es schon aufgegeben, Gehör zu finden. Das Wetter tut sein Übriges. Kinder zu Hause zu beschäftigen, wenn man nur wenige Stunden am Tag rauskann, ist ungleich aufwendiger. Man wundert sich regelrecht, wo der Aufschrei der Eltern und Lehrer bleibt. Sind alle in Schockstarre verfallen? Oder herrscht nachgelagerter Weihnachtsfriede?

Fakten auf den Tisch

Für Protest gibt es einmal mehr genug Anlass: Es ist eine Zumutung, dass die Regierung es zum wiederholten Male nicht schafft, klar mit den Betroffenen des Bildungssystems zu kommunizieren. Eine Woche mehr oder weniger Homeschooling, über die nun Unklarheit herrscht, ist ja nicht nichts. Der Alltag gehört umorganisiert, der Dienstplan adaptiert, um alles unter einen Hut zu bekommen. Berufliche Telefonate im Homeoffice zum Beispiel müssen so gelegt werden, dass sie zum Rhythmus des Kindes passen.

Es mag lächerlich klingen: Aber auch Vorräte müssen so eingekauft werden, dass den Kindern mittags ein Essen auf den Tisch gestellt werden kann, das sie sonst in Schule oder Hort zu sich nehmen. Eltern sind Lehrer, Freizeitpädagogen, Putzpersonal und Köche in Personalunion. Diskussionen um geöffnete Skigebiete oder geschlossene Restaurants werden nur noch am Rande wahrgenommen.

Gespräch ist das Mindeste

Her also mit Klarheit und klaren Ansagen zum weiteren Verlauf des Wintersemesters! Werden die Kinder vor den Semesterferien die Klassenzimmer noch regulär betreten? Fragen wie diese müssen beantwortet werden. Ja, in einer Pandemie ist Flexibilität erforderlich – noch dazu, wenn Virusmutationen auftauchen, die für Kinder eine verstärkte Bedrohung sein dürften. Eltern und Kinder in jeder Kommunikation mitzudenken, die es hinsichtlich Verschärfungen oder Lockerungen im Lockdown gibt, ist trotzdem das Mindeste, das sich Familien, die seit Monaten Außergewöhnliches leisten, verdient haben. (Rosa Winkler-Hermaden, 5.1.2021)