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Trump-Anhänger zerstören das Equipment von Medienvertretern.

Foto: AP/Jose Luis Magana

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor noch vor seinen Anhängern über die "Fake-News-Medien" gewettert, die seinen Sieg bei der US-Präsidentenwahl gestohlen hätten – seine Diktion vom Betrug bekamen dann wenige Stunden später Medienvertreter zu spüren. Der wütende Mob in Washington machte am Mittwoch auch vor Journalisten nicht halt. Sie waren Attacken und wüsten Beschimpfungen ausgesetzt, ihre Ausrüstung wurde zerstört.

Das Ausmaß der Aggression ist beispielsweise in einem einminütigen Video dokumentiert, das in sozialen Medien verbreitet wurde. Zu sehen ist eine Horde von Menschen, die sich um das Equipment von Medienvertretern, die zuvor die Flucht ergreifen mussten, gruppiert und die Ausrüstung wie Kameras oder Mikrofone zerstört. Ein Trump-Anhänger schnappt sich etwa ein Mikrofon und ruft: "Fuck CNN!" Der US-Nachrichtensender CNN ist bereits seit vielen Jahren das deklarierte Feindbild des US-Präsidenten und ständiger Adressat seiner "Fake-News"-Rufe.

ZDF-Journalist: "Man hat uns bedroht"

Von den Angriffen betroffen waren unter anderem Vertreter der amerikanischen Nachrichtenagentur AP, des ZDF, der ARD oder von RTL. So war auch der ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, der für den deutschen Sender live in Washington vor dem Kapitol berichtete, mit Attacken konfrontiert. Theveßen beschrieb später im ZDF-"Heute Journal" die Situation vor Ort, als Trump-Anhänger an der Ostseite des Kapitols auf Journalisten trafen.

"Wir wurden umringt von einer Reihe Personen, ich sage mal, die eher dem extremistischen Feld zuzuordnen sind", so Theveßen. Und: "Man hat uns bedroht. Man hat angefangen, unsere Ausrüstung umzuwerfen." Von der ZDF-Ausrüstung sei nur die Kamera gerettet worden: "Alles andere wurde zerstört." Seines Wissens nach hätten sich alle Medienvertreter in Sicherheit bringen können.

"Ein vom Medienhasser Trump lancierter Angriff"

Auch ARD-Korrespondentin Claudia Buckenmaier musste aus Sicherheitsgründen ihre Liveschalte in die "Tagesthemen" unterbrechen. "Wir gehen hier jetzt besser weg", sagte sie mit Verweis auf sich nähernde Menschenmengen.

Am Donnerstagmorgen kritisierte der Redaktionsleiter des ZDF-"Heute Journal", Wulf Schmiese, die Attacken auf die Medienvertreter und verurteilte sie aufs Schärfste: "Es war ein Angriff auf uns – auf all meine Kolleginnen und Kollegen, die das machen, was wir den USA verdanken: freie Berichterstattung. Und damit war es auch ein vom Medienhasser Trump lancierter Angriff auf Sie, auf alle Menschen in Deutschland, für die wir berichten und die uns ermöglichen, dass wir – wortwörtlich: brandaktuell – berichten können", sagte Schmiese im Morning-Briefing.

"Wir werden weiter berichten"

Die Angreifer hätten Übertragungsmaterial zerstört und Videotelefone gestohlen, sodass weitere Schalten für das ZDF zunächst unmöglich geworden seien. "Sie haben stumpf eingeschlagen auf das teure Equipment, bis es unrettbar zerstört war", so Schmiese. Der ZDF-Schaltraum sei mit Drohanrufen terrorisiert worden. Die freie Welt sei nicht aus den Fugen, sie habe aber Risse bekommen: "Die sind gefährlich für den Zusammenhalt. Wir werden weiter berichten, rund um die Uhr durch 'ZDFheute' und in unseren Nachrichtensendungen, Tag für Tag, wie auch an diesem."

Auch der Deutsche Journalisten-Verband DJV hat sich am Donnerstag empört über Angriffe auch auf deutsche Reporter in der US-Hauptstadt Washington gezeigt. "Es zeigt sich wieder einmal, wie sehr die Anhänger von Donald Trump die Demokratie und Pressefreiheit verachten, angestachelt durch den abgewählten US-Präsidenten und seine Leute", teilte der DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall am Donnerstag mit. (omark, 7.1.2021)