Ein Whistleblower brachte eine Spur zu einer Wiener Gesellschaft auf, die in den Wirecard-Skandal verwickelt sein soll.

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Wien – In der Causa rund um den Bilanzskandal Wirecard prüft die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) die Meldung eines Whistleblowers, die am 25. Juni bei der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA eingegangen ist. Diese leitete den Tipp an die WKStA weiter. Kurz zuvor, Anfang Juni vorigen Jahres, war die Causa explodiert.

Der Anzeiger lenkt den Blick der Ermittler auf britische Gesellschaften, die Töchter in Wien haben und zu einer Gesellschaft aus Singapur gehören. Hier schließt sich laut Hinweisgeber der Kreis zu Ex-Wirecard-Finanzchef Jan Marsalek (er ist gebürtiger Wiener, ebenso wie Exvorstandschef Markus Braun), nach dem international gefahndet wird. Marsalek habe maßgeblich Einfluss auf die Singapur-Gesellschaft genommen und sie und die britischen Unternehmen "zu schlechten Entscheidungen über schlechtes Geld gezwungen".

Böse Transaktionen

Laut den Schilderungen des Tippgebers sind die Verantwortlichen der Gesellschaften von den Hintergründe der Deals zum Teil informiert und wüssten über sehr "böse", also fragwürdige, Transaktionen und Verbindungen zu ebensolchen Geschäftspartnern Bescheid. Die Behörde solle dringend mit den Managern reden, riet er der FMA.

Eines der Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche sei in Großbritannien zugelassen. Der Whistleblower teilte den österreichischen Aufsehern zudem mit, dass er sich auch an ihre deutschen Kollegen von der Bafin gewendet habe. Erfolglos freilich, denn "sie sind nicht zum Telefon gegangen".

Geldwäsche-Verdacht

Die Wien-Tochter habe fragwürdige Transaktionen der Singapur-Gesellschaft in ihre Systeme bzw. Bücher übernommen, um sie zu "reinigen". Es gehe um Geldwäsche, Betrug und andere Verstöße. Die Causa rund um den Abwickler von elektronischen Zahlungen beschäftigt die Staatsanwaltschaft München ebenso wie die WKStA in Wien; ermittelt wird unter anderem gegen Braun und Marsalek. Braun sitzt in Deutschland in Untersuchungshaft, Marsalek ist geflohen. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, 8.1.2021)