Am 15. Jänner ist International Fetish Day. Für den Wiener Lukas K. sind Sexualität und Fetisch wichtige Bestandteile seines Wohnens und Lebens. Wir haben ihn in seiner strengen Kammer besucht.

"Ich liege hier in meinem Spielzimmer. Die meisten sagen Playroom dazu, aber ich finde die Eindeutschung fast noch ein bisschen sympathischer. Ja, ich spiele hier sexuelle Spiele, und zwar vorzugsweise mit Freunden und Bekannten: Sex in allen Varianten und Fetischen, mit Bondage und Rollenspielen. Natürlich kann ich auch in jedem anderen Zimmer meiner Wohnung guten Sex haben, aber dieses Zimmer ist besonders inspirierend.

Was tun mit dem zusätzlichen Raum? Bei Lukas K. wurde daraus ein Spielzimmer.
Foto: Lisi Specht

Es dominieren verruchte Farben: schwarze Wände, schwarzer Gummiboden, rotes Licht und natürlich eine verspiegelte Wand, was sowohl meine voyeuristische als auch exhibitionistische Ader anspricht. Das Zimmer hat 13 Quadratmeter, wirkt aufgrund der dunklen Wände aber natürlich etwas kleiner, wiewohl die optische Kompaktheit dieses Raumes in der Benützung nur eine sehr nebensächliche Beeinträchtigung ist. Es gibt genug Gründe, sich davon abzulenken.

Ich habe ein Bett, das eigentlich aus meinem ehemaligen Jugendzimmer stammt und das ich schwarz lackiert habe, zwei Slings, eine Fickmatratze, ein Regal voller Spielzeuge, darunter etwa Dildos, Cockringe und Ballstretcher, ein paar Haken mit Masken, Fesseln und Spanking-Tools sowie Stahltraversen, die mit ziemlich großen Dübeln an die Decke geschraubt sind – eine Auftragsarbeit des ortsansässigen Schmieds in meiner Heimatgemeinde in Niederösterreich. Der Ledersling ist ebenfalls Handarbeit, in diesem Fall von meinem Vater, denn er ist wie überhaupt jeder in meiner Familie nicht nur extrem offen und tolerant, sondern praktischerweise auch Sattlermeister von Beruf.

Lukas K. will dazu beitragen, das gesellschaftliche Tabu aufzubrechen.
Fotos: Lisi Specht

Jedenfalls ist das Benutzen der diversen Spielzeuge eine schöne Abwechslung, und selbst Sexkumpel, die ich schon länger kenne, entdecken immer wieder was Neues zum Ausprobieren. Wenn mich Freunde fragen, was ich am Wochenende gemacht habe, dann antworte ich ganz unschuldig: "Ich habe gespielt." Tatsächlich spiele ich am liebsten an den Wochenenden, wenn ich Zeit und Ruhe habe, manchmal natürlich auch das eine oder andere Mal unter der Woche, wenn ich mich nach einem stressigen Arbeitstag ausbalancieren und den Kopf wieder freikriegen will.

Ich wohne im 15. Bezirk, nicht weit von der Mariahilfer Straße. Eingezogen bin ich 2010. Die Wohnung hat 80 Quadratmeter und hatte erfreulicherweise ein zusätzliches Zimmer, für das ich zu Beginn nicht wirklich eine Verwendung hatte. Brauche ich wirklich einen Schrankraum oder ein spießiges Arbeitszimmer? So kam die Idee auf, mir ein Spielzimmer einzurichten. Sex hat für mich viele Funktionen: Es ist loslassen, Kompensation, Grenzerfahrung, in Kontakt treten, Spaß haben, genießen, sich einfach nur spüren.

Im Spielzimmer dominieren verruchte Farben: Es gibt schwarze Wände, einen schwarzen Gummiboden, rotes Licht und natürlich eine verspiegelte Wand.
Fotos: Lisi Specht

Ich bin Manager und damit ein unglaublicher Kopfmensch. Ich kann es mir nicht leisten, im Beruf loszulassen und die Fairness, Freundlichkeit und Kontrolle zu verlieren. Immerhin trage ich die Verantwortung für rund 150 Menschen. Das Betreten meines Spielzimmers ist wie das Eintauchen in eine andere Welt und macht es mir leicht, endlich mal loszulassen. Ein weiteres Ventil, wo ich mich so richtig gehen lassen kann, ist, wenn ich mich im Wohnzimmer ans Klavier setze und spiele und singe.

Ich finde, dass wir in einer ziemlich verkrampften Gesellschaft leben, und von allen essenziellen Bestandteilen des menschlichen Lebens zählt Sexualität mit Sicherheit zu jenen Facetten, die wir am liebsten totschweigen. Wie schade! Es wäre schön, wenn es mehr Menschen wurscht wäre, wer mit wem ins Bett geht oder wer sich von wem verdreschen lässt.

Ja, ich bin ein promiskuitiver Mensch, und mit diesem Wohngespräch will ich dazu beitragen, unser gesellschaftliches Tabu ein wenig aufzubrechen. Noch habe ich die Energie dazu. Wer weiß, vielleicht verliebe ich mich mit 70 in einen langweiligen Konservativen und träume dann davon, eine Kreuzfahrt nach Honolulu zu machen." (Wojciech Czaja, 15.1.2021)