Eine Probandin des Experiments.
Foto: Nordlicht/FBN

Sogenanntes Enrichment ist in Zoos längst gängige Praxis. Damit die Tiere geistig nicht verkümmern, gibt man ihnen Spielzeug, konfrontiert sie mit neuen Sinneseindrücken oder lässt sie Aufgaben bewältigen. Dazu gehört es auch, ihnen ihr Futter nicht einfach hinzulegen, sondern es in irgendeiner Art von Konstruktion zu verstecken, die die Tiere erst "knacken" müssen, um ans Futter zu kommen.

Das Experiment

Dass sich Tiere solchen Herausforderungen nicht nur stellen, sondern daran auch ihren Spaß haben, zeigt einmal mehr eine aktuelle Studie von Forschern aus Deutschland und der Schweiz. Für sein Experiment stellte das Team um Nina Keil und Katrina Rosenberger vom Kompetenzzentrum Agroscope Ziegen vor eine Entscheidung: Sie konnten ein Leckerli ohne jede Aufwand bekommen oder mussten dafür erst eine Aufgabe bewältigen. Und wie die Forscher im Fachmagazin "Scientific Reports" berichten, entschieden sich die Tiere manchmal für Letzteres.

Die Probanden waren 30 Milchziegen und 27 Zwergziegen. Ein Leckerli erwartete die Tiere hinter einer verschlossenen Schiebetür, die sie mit ihrer Schnauze öffnen konnten. Gleichzeitig stand ein zweites Leckerli – ein Stück rohe Pasta – zur mühelosen Selbstbedienung hinter einer offenen Tür bereit. Resultat: 53 der 57 teilnehmenden Ziegen wählten über zehn Versuche mindestens einmal die Belohnung hinter der geschlossenen Tür.

Herausforderung motiviert

Allerdings verhielten sich nicht beide Ziegen-Zuchtlinien gleich: Die Milchziegen zeigten ein über die Versuchsreihe gleichbleibendes Interesse an der verschlossenen Tür und näherten sich ihr schneller als der offenen Tür. Das kann laut den Forschern als Hinweis darauf gedeutet werden, dass die Herausforderung die Ziegen motiviert. Die Zwergziegen zögerten zunächst, entschieden sich dann aber zunehmend für die geschlossene Tür.

"Mit dem Interesse der Zwergziegen hatten wir gerechnet, da es bereits bei einem ähnlichen Experiment beobachtet worden war", sagte Rosenberger. Das Verhalten der Milchziegen überraschte das Team hingegen: "Wir hatten erwartet, dass die für hohe Milchleistung gezüchteten Nutztiere ihre Energie sparen und weniger motiviert sein würden, sich für eine Belohnung anzustrengen", so die Forscherin.

Die Kontrolle über die Umwelt löse wohl positive Gefühle aus, die die zusätzliche Anstrengung aufwiege, interpretiert Keil die Entscheidungen der Tiere. Ob dieses Verhalten auch Wildtiere zeigen, weiß man nicht. Die Forscher möchten ihr Experiment nun unter realen Bedingungen auf einem Bauernhof durchführen. (red, APA, 9. 1. 2021)