Ganz anders als in den ersten Jännertagen früherer Jahre gibt es derzeit nichts Konkretes. Ungeachtet der Tatsache, dass viele Irrtümer und Fehleinschätzungen in den früheren konkreten Prognosen lagen. So hatten etwa prominente Zukunftsexegeten Anfang der 2000er-Jahre dem Internet ein "Ja, wird künftig auch da sein"-Dasein vorausgesagt. Oder der Google-Aktie ein schnelles Verschwinden aus der Wahrnehmung. Oder der Weltwirtschaft die große Deflation (nach japanischem Vorbild) oder den Frauen im Business die absolute Machtübernahme. Wie auch immer. Vieles ist schlicht nicht eingetroffen oder war total falsch – rückblickend beurteilt.

Was wir für unsere Zukunft, für unser künftiges Arbeitsleben jetzt hören, ist auffällig unkonkret und besonders heterogen: Massive Arbeitslosigkeit erwartet uns. An den Schnittstellen zwischen Menschen und Maschinen wird eifrig gebastelt. Pflegekräfte sind gesucht. Umschulungen in Richtung Nachhaltigkeit werden stattfinden. (Was genau das sein soll, erschließt sich nicht.) Es wird "hybrides Arbeiten" zwischen Heim und Office geben. Aber wie genau? Hält mein Arbeitgeber mir im Büro den Schreibtisch warm, während er mir die Ausgaben daheim bezahlt?

Die Phrase vom "Navigieren im Nebel" ist noch immer nicht fassbarer geworden – dazu gehört ja beispielsweise auch, was da alles im Weg stehen kann und nicht zu sehen ist während der Fahrt: andere Fahrzeuge, Felsbrocken, eingebrochene Brücken. Jobverlust für die halbe Belegschaft – oder nur für diejenigen rund Mitte 40, bevor sie 50 werden und es schwieriger wird? Gesagt wird es nicht, aber es schwingt immer irgendwie mit.

Die meisten Menschen stehen in einem Feld des Unkonkreten, in einer Orientierungslosigkeit ohne Hilfsinstrumente. Dass manch Eigentümer ausspricht: "Bis März sind wir ausfinanziert", macht es nicht besser. Dass da geraten wird, man möge für eine Zukunftsfähigkeit gelassen, resilient, humorvoll und adaptiv sein, nützt praktisch nichts. Alles rundherum ist viel zu unberechenbar und durch die enorme Interdependenz einfach nicht einzuschätzen oder in der Bewertung herabzubrechen für das eigene Jobleben. Da stehen Führungskräfte genauso wie jede und jeder Einzelne hilflos da.

Wir sind trainiert auf konkret: konkrete Ergebnisse, konkrete Dateien, konkret Messbares und Planbares. Konkrete Konsequenzen. Das meiste aus all diesem jahrelang Erlernten klappt seit Monaten nicht und wird weiter nicht funktionieren. Oder nie mehr?

Wir sind wirklich auf uns selbst zurückgeworfen. Auf unsere Intuition, unser Selbstvertrauen und unseren inneren Kompass. (kbau, 10.1.2021)