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Dem Kursverlauf zufolge werden derzeit wohl deutlich mehr Bitcoin gekauft als veräußert.
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Bei Bitcoin überschlagen sich die Ereignisse. Erst gegen Ende des Vorjahrs knackte die Kryptowährung das alte Rekordhoch bei knapp unter 20.000 US-Dollar, zu Wochenschluss war nun bereits die Marke von 40.000 Dollar fällig. Das Credo hinter diesem rasanten Anstieg: Immer mehr institutionelle Investoren entdecken Bitcoin als Inflationsschutz, es gilt als digitales Gold. Während herkömmliche Währungen wie Dollar oder Euro von den Notenbanken grundsätzlich beliebig vermehrt werden können, ist dies bei Gold und Bitcoin nicht der Fall.

"Die Nachfrage nach alternativen Veranlagungen nimmt zu", sagt Simon Peters, Analyst bei dem Investmentdienstleister eToro – und findet zur Erklärung deutliche Worte: "Institutionelle betrachten Bitcoin weltweit sowohl als wachsenden Vermögenswert als auch eine Versicherung gegen die große Angst des Jahres 2021: Inflation."

Aufgeblähte Geldmengen

Seit der Corona-Krise drehen die Währungshüter tatsächlich am großen Rad, um deren wirtschaftliche Auswirkungen etwas abzufedern. Die US-Notenbank Fed hat etwa von Jänner bis November 2020 den Geldbestand (gemessen an der Geldmenge M2) von 15,4 auf 19,1 Billionen US-Dollar aufgebläht – was einem Anstieg um fast ein Viertel innerhalb weniger Monate entspricht. Im selben Zeitraum ist die Anzahl an Bitcoins nur um 1,9 Prozent auf 18,53 Millionen Stück gestiegen, denn neue Einheiten müssen erst durch Rechenleistung erzeugt werden – und dies ist auch nur bis zur Maximalmenge von 21 Millionen Bitcoins möglich.

Das Momentum hinter dem Bitcoin-Anstieg wird laut eToro-Analyst Peters kaum abreißen, zumal die "Freigiebigkeit von Notenbanken und Regierungen" die Werte traditioneller Veranlagungen wie Anleihen untergraben würden. "Kryptowährungen werden zum Mainstream", postuliert Peters. "Bei diesem positiven Momentum ist Bitcoin gut auf Kurs, mein Preisziel von 70.000 bis 90.000 Dollar bis Weihnachten 2021 zu erreichen." Allerdings sei bis dahin mit Volatilität, also Kursrücksetzern, zu rechen.

Vor solchen warnt auch Raiffeisen Research in einer aktuellen Bitcoin-Analyse. "Diverse Indikatoren, welche die Stimmung an den Märkten messen, deuten darauf hin, dass der Kryptomarkt derzeit stark überhitzt ist – und das ist eigentlich kein gutes Zeichen", meint Analyst Manuel Schleifer. Anleger sollten daher nicht blind dem Markt hinterherlaufen, also nicht um jeden Preis kaufen.

Bei kolportierten Kurszielen von mehr als 100.000 Dollar – sogar von einer Million Dollar wird mancherorts orakelt – rät Schleifer ohnedies zur Vorsicht: Die dahinterstehenden Modelle beruhen ihm zufolge auf sehr optimistischen und stark vereinfachten Annahmen. Dennoch meint er unter dem Strich: "Als kleine Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio mit unterschiedlichen Anlageklassen haben Bitcoin und Co im aktuellen Umfeld jedoch durchaus ihre Daseinsberechtigung."

Abnehmende Kursdynamik

Der Anstieg von Bitcoin war in den vergangenen Monaten rasant. Langfristig betrachtet, nimmt die Dynamik hinter den Kurszuwächsen allerdings sogar ab (siehe Grafik), wie auch eToro-Analyst Peters feststellt: Im Bullenmarkt bis 2013, wie starke Aufwärtsphasen genannt werden, sei der Kurs von Tief zum Hoch um das 500-fache gestiegen, im Bullenmarkt bis 2017 um das Hundertfache. Nun erwartet er eine Verzwanzigfachung, woraus sich sein zuvor erwähntes Kursziel ergibt.

Insgesamt hat der Markt für alle Kryptowährungen unlängst die Marke von einer Billion Dollar übersprungen. Auch die Nummer zwei am Markt, Etherium, hat wieder Tritt gefasst und nähert sich dem Rekordhoch von 1329 US-Dollar von Jänner 2018 an. Dennoch, mit 626 Milliarden Dollar Gesamtwert, das entspricht einem Anteil von knapp über 70 Prozent, bleibt Bitcoin am Markt für Kryptowährungen unangefochtener Platzhirsch. (Alexander Hahn, 9.1.2021)