Aktien erbrachten die vergangenen Jahrzehnte über die besten Renditen im Vergleich zu allen anderen Vermögensklassen. Nichtsdestotrotz bunkert die überwiegende Mehrzahl der Österreicherinnen und Österreicher ihre Vermögenswerte in Anlageklassen, die zumeist weniger Rendite abwerfen, als dies die Inflation erbringt. Sie erleiden folglich unterm Strich Verluste auf ihre Ersparnisse. Anleger und Sparer schrecken häufig vor den höheren Schwankungsbreiten (Volatilität) zurück, die mit der Vermögensklasse der Aktien verbunden sind. Auf lange Sicht gleichen sich diese jedoch wieder aus. Auf jeden Einbruch an den Aktienmärkten erfolgte auch wieder eine Erholung. Jedes Mal. Voraussetzung ist jedoch eine entsprechende Streuung (Diversifizierung) der Vermögenswerte.

Nehmen wir an, wir sind 25 Jahre alt und blicken erwartungsvoll auf ein stolzes Alter von 70 Jahren, welches die erste Dekade unseres Pensionsantritts darstellt. Oder wir stellen uns vor, wir sind bereits 70 Jahre und wollen unsere Ersparnisse unserem 25-jährigen Enkelsohn hinterlassen, der seine übernommenen Vermögenswerte bis zu seinem geplanten Ruhestand nicht aufbrauchen möchte. Beide Varianten legen einen 45-jährigen Anlagezeitraum zugrunde. Entscheiden wir uns nun für sichere Spareinlagen oder Anleihen (weil wir die Schwankungen an den Börsen nicht akzeptieren oder einen Einbruch befürchten), sind an die vier Prozent Rendite zu erwarten (zurzeit eher weniger, aber gehen wir von einer optimistischen Zukunft aus).

Wo soll ich mein Geld anlegen – Aktien oder doch Spareinlage?
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Nach 45 Jahren

Nach 45 Jahren würden die Ersparnisse von 15.000 Euro auf 88.000 Euro anwachsen. Bei 2,5 Prozent Inflation wären es gerade noch 29.000 Euro. Dies zeigt einen enormen Kaufkraftverlust.

Investiert man dieselbe Summe hingegen in ein breit gestreutes Aktienportfolio mit einer durchschnittlichen Rendite von acht Prozent (das war in etwa der historische Ertrag), würde das anfängliche Investment von 15.000 Euro auf 479.000 Euro, oder nach Inflation 167.000 Euro anschwellen. Brechen jedoch die Bewertungen an den Börsen um die Hälfte ein (beispielsweise weil Angst und Gier die Anleger und Investoren treibt oder der wirtschaftliche Ausblick getrübt erscheint), würden nach 45 Jahren immer noch 239.500 Euro vorhanden sein (83.500 Euro inflationsbereinigt).

Dies stellt nach wie vor das Doppelte an Vermögen dar, als wir mit herkömmlichen Spareinlagen oder Anleihen erreicht hätten. Hinzu kommt, dass ein Einbruch eine günstige Gelegenheit für Nachkäufe darstellen kann (zugegeben ist es bei Kursverlusten am schwierigsten, sich zu Nachkäufen zu überwinden − dies ist psychologisch begründet).

Die Gegenüberstellung der Veranlagungsformen führt die Vorteile des langfristigen Investierens vor Augen. Dabei ist kurzfristig benötigtes Kapital (vier bis sechs Jahre) niemals zur Gänze in Aktien zu investieren, sondern in Spareinlagen und kurzfristigen Anleihen. Langfristige Vermögenswerte sind jedoch in Aktien zu veranlagen, wenn Kaufkraftverluste vermieden und Vermögenssteigerungen erzielt werden sollen. (Bernhard Führer, 18.1.2021)