Gestapelte Stühle und geschlossene Läden: Im Netz rufen Initiativen dazu auf, trotz Lockdowns wieder aufzusperren.

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Linz – "Ich bin sicher keine Corona-Leugnerin. Ich bin einfach Mama. Und es geht einfach finanziell jetzt nicht mehr." Punkt 16 Uhr wird Gastronomin Alexandra Pervulesko heute ihr Café in der kleinen Linzer Badgasse aufsperren. Bis 20 Uhr plant die 51-Jährige den Lockdown zu ignorieren. Sie fühle sich "gezwungen", die Verordnungen der Bundesregierung zu brechen. "Ich stehe mit meinem Badcafe vor dem Aus. Und mein pubertierender Sohn frisst mir die Haare vom Kopf. Nur gibt es jetzt nichts mehr zu fressen", schildert Pervulesko ihre Situation.

Kaum Entschädigungszahlungen

Entschädigungszahlungen habe sie bisher vonseiten der Regierung "so gut wie keine bekommen". Pervulesko: "Ich führe das Lokal erst seit gut einem Jahr. Und es gab eine Änderung bei der Eigentümerstruktur. Damit bin ich dann überall hinausgefallen."

Womit die Gastronomin nun rechnet? "Ich hoffe auf einen leisen Start. Aber möglich ist alles. Es kann sein, dass die Polizei die Badgasse sperrt und so gar keine Gäste kommen können. Oder ich eine Strafe von bis zu 30.000 Euro kassiere oder meine Konzession verliere." Aber eines ist für Pervulesko jetzt dennoch klar: "Ganz egal, was passiert – ich werde jetzt Mut beweisen."

Initiative gegen den Lockdown

Die Linzer Szenewirtin könnte aber mit ihrer heutigen Öffnung nicht ganz allein sein. Unter dem Slogan "Wir machen auf – Lockdown beenden" ruft nämlich eine Netzinitiative Gewerbetreibende in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Protest auf. Die Händler sollen am 11. Jänner ihre Läden öffnen und damit absichtlich gegen die Corona-Beschränkungen verstoßen.

Auf offene Ohren stößt die Initiative bei den sogenannten Querdenkern: Diese unterstützen und verbreiten die Aktion über ihre Kanäle, auch in Österreich. In Bayern wollte vergangene Woche ein Rosenheimer Sporthändler trotz des Lockdowns öffnen. Als seine Aktionen von rechtsextremen Kreisen aufgenommen und im Netz befeuert wurden, sagte der Händler die Aktion wieder ab. Er wolle nicht in das "Fahrwasser" von Rechtsextremen und "Querdenkern" gezogen werden, begründete er seinen Schritt.

Rednerin bei "Querdenker"-Demo

Doch auch wenn sich Pervulesko nicht als Corona-Leugnerin sieht, war die 51-Jährige vergangenen Freitag zum Corona-Spaziergang geladen. Und hielt sogar eine Rede vor den Demonstranten. Nach eigenen Angaben kam es dann auf dem Heimweg zu einem unsanften Zusammentreffen mit der Polizei, wie Pervulesko im STANDARD-Gespräch erzählt: "Ich wurde von der Exekutive aufgehalten, da ich nur eine Netzmaske trug. Die Beamten waren aber nur auf Eskalation aus und mein Einwand, dass ich ja alleine auf der Straße unterwegs bin, wurde negiert." In weiterer Folge sei es dann "zu Handgreiflichkeiten gekommen" – und die Szene-Wirtin wurde letztlich verhaftet.

Auch in der Steiermark hielten sich vergangene Woche zwischen 20 und 30 Personen im Bereich eines Buffets vor einem südsteirischen Lokal nicht an die Corona-Maßnahmen. Die Gäste aßen und tranken, zudem wurden trotz Verbots alkoholische Getränke verkauft und Hygienemaßnahmen nicht eingehalten. Der Wirt zeigte sich laut Polizei uneinsichtig: Gegen ihn, das Servicepersonal und acht Gäste gab es 13 Anzeigen nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz. (Markus Rohrhofer, red, 11.1.2021)