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Demonstranten stürmten vergangenen Mittwoch gewaltsam das US-Kapitol.

Foto: Reuters/Stringer

Der gewaltsame Sturm auf das US-Kapitol wurde von den Angreifern teils live übertragen und von mehreren Journalisten fotografisch festgehalten. Eine Tatsache, die den militanten Trump-Anhängern zum Verhängnis wird. Denn Forscher haben sich ans Werk gemacht, die Identität besonders gewaltbereiter Angreifer auszuforschen. Dafür nutzen sie unter anderem Gesichtserkennungssoftware, aber wenden sich auch an die Twitter-Community für Hinweise – was bereits zur Verhaftung mehrerer Verdächtiger geführt hat.

Das Vorhaben treibt der "Citizen Lab"-Forscher John Scott-Railton voran. Das an der Universität Toronto angesiedelte Projekt hat sich unter anderem der Sicherheitsforschung verschrieben. Auf seinem Twitter-Account veröffentlicht Scott-Railton seit dem 6. Jänner immer wieder neues Bildmaterial mit dem Aufruf, bei der Identifizierung der zu sehenden Personen zu helfen.

New Yorker und Bellingcat

Dabei konzentriert er sich eigenen Aussagen zufolge vor allem auf offensichtlich gewaltbereite, besonders militante Personen und arbeitet mit investigativen Reportern des "New Yorker" und "Bellingcat" zusammen. Bemühungen, die bereits Früchte getragen haben. Denn mindestens zwei Personen wurden identifiziert und verhaftet.

Schon zwei Tage nach der Attacke konnte Rendall Brock Jr., ein Veteran der US-Luftwaffe, ausgeforscht werden. In der Senatskammer war er in Kampfmontur und mit Doppel-Kabelbindern – die sonst von der Polizei eingesetzt werden – in der Hand zu sehen. Brock selbst bestätigte dem "New Yorker" in der Zwischenzeit, dass er die Person auf dem Foto sei. Die Kampfausrüstung will er jedoch nur getragen haben, um sich vor Antifa-Aktivisten zu schützen, berichtet die kanadische Tageszeitung "Toronto Star". Schon am Sonntag gab die Staatsanwaltschaft Brocks Verhaftung bekannt.

Vermummte identifiziert

Außerdem identifiziert: Eric Gavelek Munchel aus Tennessee. Auch er wurde bereits verhaftet und angezeigt. Besonders beeindruckend ist im Fall seiner Ausforschung, dass er während des Angriffs vermummt war.

Auf der Suche nach Hinweisen achteten die Forscher deshalb auch auf kleinste Details seiner Kleidung, um Herkunft oder Zugehörigkeit zu Organisationen erkennen zu können. Denn oft trugen die Angreifer militärische Abzeichen oder Logos und unverwechselbare Ausrüstung.

Gefährdete Amtseinführung

Sicherheitsrisiken werden auch für die bevorstehende Amtseinführung Joe Bidens am 20. Jänner befürchtet. Auf der inzwischen offline genommenen Twitter-Alternative Parler war bereits zu sehen, dass Milizen weitere Demonstrationen planen. Schon vergangenen Mittwoch schien die Capitol Police überfordert und überrascht vom Ansturm der Trump-Unterstützer.

Grund zur Besorgnis sei, dass einige militante Gruppen den Angriff auf das Kapitol als Erfolg sehen, warnt Scott-Railton gegenüber CNN. Deshalb befürchte er auch ein Sicherheitsrisiko für Joe Biden und die zukünftige Vizepräsidentin Kamala Harris. (red, 11.1.2021)