Noch im Sommer konnte man im Schanigarten des Madai kleine und große Köstlichkeiten verzehren. Jetzt gibt's die Tagliatelle zum Mittnehmen.

Foto: Heribert Corn

Die Laune sinkt, die Reizbarkeit steigt, der Appetit gaukelt einem Hunger vor. Das imperative Verlangen führt einen schnurstracks zum nächsten Verköstiger. Hat man Glück und ist gerade beim Bayrischen Hof in der Leopoldstadt unterwegs, betritt man forsch den kleinen Alimentari Monte Ofelio, um sich dort ein Panino gegen das Magenknurren füllen zu lassen. Und weil die den Betrieb leitenden Brüder aus dem Norden Neapels gerne plaudern, erfährt man auch viel über die Geschichte des Lokals sowie die Herkunft und Abstammung der Produkte.

Das Monte Ofelio gibt es jetzt schon ein paar Jahre. Stammgäste kommen auf einen Sprung vorbei, um dann pickenzubleiben und sich den Nachmittag schönzusüffeln, stets den Durst am Lodern gehalten durch feine, gut ausgesuchte italienische Köstlichkeiten – zumindest an jenen Tagen, an denen ihnen die Pandemie keinen Strich durch die Rechnung beziehungsweise Öffnung macht.

Mit einem leichten Nebel verlässt man dann das Monte Ofelio, um auf Höhe Karmelitermarkt festzustellen, dass man ja auch Pasta, Prosciutto und Pelati kaufen wollte. Aber weil Wienerin und Wiener ja so italophil sind, ist der nächste Schinkenaufleger nicht weit weg. In der Haidgasse gibt es seit kurzem ein neues Spezialitätengeschäft, das sich auf italienische High-End-Produkte spezialisiert. Tutta Posto heißt es, nach "tutto a posto", was so viel bedeutet wie "alles am Platz, alles in Ordnung, alles okay, passt scho’".

Schinken und Süßes

Der kleine Verkaufsraum duftet nach den besten luftgetrockneten Schweinshaxen aus San Daniele vom Prosciuttificio DOK Dall’Ava. Sie sind in unterschiedlichen Reifegraden vorhanden. Von 18 Monaten bis zu 24 Monaten Reife ist alles schön breit aufgefächert. Die Qualität ist atemberaubend. Zuletzt hatte Danilo Fusco, der Betreiber, einen Prosciutto Nebrodok vom sizilianischen Waldschwein unter dem Messer. Ein seltener Genuss, der fast vier Jahre reifen durfte. Sagenhaft gut auch die Dolci, welche seine Mutter in Bari zubereitet und nach Wien schickt: Faldacchea, kleine Verführungen aus Biskuit und Mandeln, mit weißer Schokolade außen und Amarena dentro. Sündig gut.

Danilo Fusco kam der Liebe wegen von Bari nach Wien. Zuvor war er in Italien als Delikatessenhändler unterwegs und hat die besten Produzenten kennengelernt. Die Einkaufstasche füllt sich rasch mit ausgesucht guten Käsen, Pasta Gentile di Gragnano, Prosciutto stagionato, eingelegten gelben Kirschparadeisern und ligurischem Olivenöl. Ein Caffè wäre jetzt fein – doch die Maschine kommt erst in ein paar Wochen. Der Gastgarten müsste noch bewilligt werden, gekocht wird auch in Zukunft nicht – aber für einen Aperitivo ist schon alles angerichtet.

Auf dem Heimweg bemerkt man, dass man die Pelati-Dosen zu kaufen vergessen hat, deretwegen man ja eigentlich ins Tutta Posto gegangen ist. Aber es gibt ja noch das Madai, das entzückende Aperitivo-Beisl am Ludwig-Hirsch-Platz. "Ma dai" ist italienisch und wird so eingesetzt, wie in Wien "na komm", "drah’ net eine" oder "geh bitte". Die wichtigste Botschaft vorweg – das Madai hat sich auch auf Amaro spezialisiert! Eine breite Auswahl italienischer Kräuterbitter macht einem das Fortkommen schwer, den Magen hingegen leicht und damit bereit, wieder eine Kleinigkeit zu essen. Leider ist es nicht Samstag nach dem Zwölfeläuten, sonst gäbe es Ciabatte mit Porchetta gefüllt. Sonst ist das Angebot auch nicht zu vernachlässigen: Kleinigkeiten wie Lamm mit Salsa verde, Kalbsleber mit Lauch und Trauben oder Grammelknödel mit ’Nduja, zu Mittag immer selbstgemachte Pasta – im Lockdown natürlich nur zum Mitnehmen.

Und weil man ja eigentlich auf dem Heimweg ist, wo die versammelte Mischpoche auf den Einkauf und dessen Zubereitung wartet, nimmt man am besten eingerexte Tagliatelle mit Kaninchenragout mit, oder mit Salsiccia, oder beides. Das Madai wurde gerade im Lockdown zu einem wichtigen Nahversorger.

Pizza!

Schreit die Masse hingegen nach Pizza, hat man immerhin noch die Möglichkeit, in der nahen Pizza Mari' einzufallen. Über das Telefon bestellen, und schon kann man sich die beste Pizza der Stadt abholen. Gegenüber gibt es einen kleinen Supermercato, der für den Lockdown alles Notwendige bereithält, was einem daheim einen Italienurlaub vorgaukeln könnte. Weit haben wir es gebracht. (Gregor Fauma, 12.1.2021)