Die Einschläge kommen näher. Einmal ist es ein Mast, der einknickt. Ein anderes Mal sind es Kraftwerke, die ihre Leistung nicht bringen. Vorige Woche war es möglicherweise eine heißgelaufene Leitung in Rumänien. Solche Ereignisse könnten, wenn es blöd läuft, den ganzen Kontinent in Dunkelheit stürzen. Könnten deshalb, weil es am Freitag dank intensiver Zusammenarbeit der Netzverantwortlichen Europas noch einmal gelungen ist, einen großräumigen Blackout zu verhindern. Ob das beim nächsten kritischen Ereignis auch noch gelingt? Wir sollten uns nicht darauf verlassen.

Um Blackouts auch in Zukunft zu verhindern scheint ein Minimum an Back-up geboten.
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Europa hat sich zurecht dem raschen Ausbau erneuerbarer Energien verschrieben, den Ausbau der Stromnetze, die vor solchen Blackouts schützen, aber sträflich vernachlässigt. Während aus Umweltschutzgründen jede Schließung eines Kohlekraftwerks zu befürworten und selbst der Bau neuer Gaskraftwerke zu hinterfragen ist, sollte man abwiegen, wie viel uns eine sichere Stromversorgung wert ist.

Der Schaden eines längeren Stromausfalls wäre enorm. Berechnungen zufolge beliefen sich die Kosten allein in Österreich in den ersten 24 Stunden auf 1,2 Milliarden Euro. Noch einmal konnte gegengesteuert werden, nicht zuletzt dank verstärkter Zuschaltung von Kohle- und Atomstrom. Also Schluss mit lustig! Ein Minimum an Back-up scheint geboten – und maximale Geschwindigkeit beim Leitungsbau. Wer das negiert, provoziert eher früher als später tatsächlich einen Blackout. (Günther Strobl, 11.1.2021)