Hinauf, der Sonne und den glitzernden Pisten entgegen: Keine Pandemie der Welt lässt uns in unserem skisportlichen Eifer erlahmen!

Foto: Fotokerschi.at/Kerschbaummayr

Wem hüpfte nicht das Herz vor Freude, der pünktlich zum Jahreswechsel die Tausendschaften glücklicher Wiener sah, die sich vor den Liftanlagen auf unseren Hausbergen drängten! Die langen Schlangen rutschfester Ausflügler sorgten sogar in der ausländische Qualitätspresse für anerkennendes Kopfnicken. In dieser Frage sind sie unverbesserlich, die skifahrenden Ösis: Kaum der Mutterbrust entwöhnt, stürzen sie sich kopfüber die Streif in Kitzbühel hinunter. Es käme ja auch niemand auf die Idee, einem fröstelnden Inuit den Genuss frischen Walrossfetts zu verleiden. Oder einen Rastafari dafür zu tadeln, dass er Ganja-Dampf inhaliert.

In der Aufbruchsstimmung der mittleren Kreisky-Jahre stand der Skisport bereits in voller Blüte, Virtuosen des Parallelschwungs genossen höchstes Ansehen. Leider hatte sich die seelenerweiternde Qualität des Skifahrens noch nicht bis zu meinen braven, wenig bewegungsaffinen Eltern herumgesprochen.

Skikauf in panischer Hast

Als die Prüfung des ersten Skikurses nahte, wurde für mich, den Babyboomer und Wedel-Novizen, in panischer Hast ein Paar Kompaktski erworben. Ich entsinne mich noch gut des Lächelns, das der Skiverkäufer während des ganzen Beratungsgesprächs aufgesetzt hatte: Kompaktski wären enorm drehfreudig, erklärte er hilfsbereit. Dieser Umstand käme mir als blutigem Anfänger ideal entgegen. Dabei musterte der gewitzte Kaufmann meine gedrungene Statur. In der Tat, Ski und Fahrer ähnelten einander aufs Haar.

Der Skikurs selbst fand in einer gesegneten Gemeinde am schönen Erlaufsee statt. Was soll man sagen: Die nigelnagelneuen Kompaktski wollten sich nicht ums Verrecken drehen. Das "Akademikerheim", in dem unsere Klasse nach Skischluss weilte, besaß Schlafstätten, deren Pölster und Matratzen, in allen Farben der Notdurft schillernd, auf eine Benutzung im Dreißigjährigen Krieg schließen ließen: als Lazarett.

Wäre noch immer 1977, so wäre man versucht, den Lockdown gutzuheißen. Niemand käme mehr in die Verlegenheit, in einer solchen ehrwürdigen Einrichtung übernachten zu müssen. So hoffen wir bloß inständig auf Lockerung. (Ronald Pohl, 13.1.2021)