Die Theater sind geschlossen, die Skigebiete offen. Warum also nicht aus einer Bühne ein Ski-Resort machen? Der Wiener Rabenhof hat schon das dazu passende Werbesujet entworfen. Natürlich rein fiktiv.

Foto: Chili Gallei/ Rabenhof

Das Theater wird zur Ski-Erlebniszone: Dieses Szenario malt sich derzeit das Wiener Rabenhof-Theater aus. Nachdem die Bühnen geschlossen, aber die Aufstiegsanlagen in Betrieb sind, hat das kleine Theater im dritten Bezirk beschlossen, zum "Ski-Resort Erdberger Alpen" zu werden: "Erleben Sie demnächst die Staatskünstler als Liftwarte, Maschek im Schiverleih, Katharina Straßer als singende Skilehrerin und Stefanie Sargnagel an der Schneekanone", heißt es in einer Aussendung.

Während sich viele Kulturschaffende ob der unklaren Zukunftsszenarien in Resignation üben, versucht es Rabenhof-Chef Thomas Gratzer mit Satire: "Es hilft nichts, nur zu raunzen", sagt er. Wann er sein Theater wieder aufsperren kann und wenn, unter welchen Bedingungen, darüber wird dieser Tage hinter den Kulissen hitzig debattiert. Am Samstag wurden einige Details zum geplanten "Reintesten" bei Kulturveranstaltungen bekannt. Allerdings werfen diese mehr Fragen auf, als sie beantworten können. Weder werden die Einzelheiten rund um die Tests definiert noch wird gesagt, wer diese durchführen soll. "Es kann doch nicht sein, dass wir Kulturinstitutionen den Job der Gesundheitsbehörde übernehmen müssen", empört sich Gratzer.

Theater-Teststraßen

Teststraßen vor den Konzerthäusern und Theatern erscheinen ihm mehr als unrealistisch. Abgesehen davon, dass die Tests kaum zeitökonomisch und unter Wahrung aller Sicherheitsvorkehrungen durchführbar wären. "Lieber, als über solche Szenarien, wäre mir, über eine generelle Schließung der Theater bis März nachzudenken", so Gratzer. Bis dahin sollten die Rahmenbedingungen, unter denen kulturelles Leben in der Pandemie stattfinden kann, geklärt sein. Manche Theater wie etwa das Theater Phönix in Linz haben bereits von sich aus beschlossen, erst im März wieder aufzusperren. "Der Vorteil ist, dass wir unsere Ressourcen schonen und besser planen können", so Geschäftsführerin Romana Staufer-Hutter.

Für größere Häuser ist das derzeit keine Variante, abgesehen davon, dass sie den gesetzlich verankerten Kulturauftrag erfüllen müssen, sobald dies wieder möglich sein wird. In einem Hintergrundgespräch am späten Dienstagnachmittag trafen sich Vertreter der großen Konzert- und Theaterhäuser mit Kulturminister Werner Kogler und Staatssekretärin Andrea Mayer (beide Grüne), um auszuloten, wie es weitergehen kann. Ihre Hauptforderung: Die Kultur dürfe nicht schlechtergestellt werden als die Gastronomie. Während in ersten Überlegungen auch der Handel und die Gastronomie von "Eintrittstests" betroffen gewesen wären, sind es aktuell nur noch Kultur- und Sportveranstalter sowie Hotels. "Das kann nicht sein", sagt Konzerthaus-Chef Matthias Naske, "mit unseren Sicherheitskonzepten und der guten Lüftungssituation in den einzelnen Häusern haben wir bewiesen, dass Kulturveranstaltungen relativ problemlos durchführbar sind." Tests hält er wie viele seiner Kollegen grundsätzlich für vernünftig, allerdings müssten hier "endlich die Standards näher definiert werden", und der Bund müsse garantieren, dass er diese "mit seinen Mitteln" durchführe. Gegen "Eintrittstests" sprechen sich dagegen die heimischen Programmkinos aus und fordern stattdessen den Einsatz von FFP2-Masken.

Eine Variante, die man sich auch im Burgtheater durchaus vorstellen kann. Noch vergangene Woche zeigte sich dessen Direktor, Martin Kušej, "richtig verärgert" über die kurzfristig veränderten Planungsvorgaben im Zuge der Lockdown-Verlängerung durch die Politik: Mittlerweile hat man eine Variante des Spielplans ab Freitag, den 29. Jänner, erarbeitet. Dürfe man am letzten Jänner-Wochenende nicht aufsperren, müsse auch der Februar wieder neu disponiert werden, so eine Sprecherin des Hauses. Die Ratlosigkeit im Haus am Ring ist groß, an die Kulturpolitik habe man "Fragen über Fragen". Leider hätte man insbesondere zu den Bedingungen für das Publikum bisher keine Antworten erhalten.

Realistische Bedingungen

Auch gegenüber dem STANDARD gibt man sich im Kulturstaatssekretariat zugeknöpft. "Die Verhandlungen laufen"; heißt es lapidar. Mitteilsamer ist da schon die Opposition: Am Montag forderte Thomas Drozda "realistische Rahmenbedingungen" für die Zeit nach dem Lockdown. Er sprach sich für Abendvorstellungen bis 22 Uhr aus, am Wochenende genauso wie unter der Woche. "Epidemiologisch macht es keinen Unterschied, ob ich um 16 oder um 19 Uhr eine Theatervorstellung sehe, wenn alle Sicherheitsmaßnahmen passen", so der SPÖ-Kultursprecher. In Barcelona würden abendliche Ausgangsbeschränkungen für Kulturbesucher erst ein oder zwei Stunden später wirksam werden. Das könne man sich auch für Österreich gut vorstellen. (Stephan Hilpold, 13.1.2021)