Ein Erinnerungsschrein auf dem Gelände eines ehemaligen Mutter-Kind-Heims, wo ein Massengrab von 800 Kindern entdeckt wurde.

Foto: EPA / Aidan Crawley

Dublin – In Mutter-Kind-Heimen für unverheiratete Frauen sind laut einem aktuellen Untersuchungsbericht im 20. Jahrhundert Tausende von Babys und Kindern gestorben. "Rund 9.000 Kinder starben in den untersuchten Heimen – etwa 15 Prozent aller Kinder, die in den Heimen waren", hieß es in dem Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission, der am Dienstag in Irland veröffentlicht wurde.

Unbehandelte Erkrankungen

Als Haupttodesursachen der Säuglinge und Kinder wurden Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Entzündungen festgestellt. In den Heimen lebten unverheiratete Frauen mit ihren Kindern, die von der Gesellschaft in dieser Zeit verachtet worden waren. Die Heime wurden von der Regierung kontrolliert und von religiösen Organisationen geleitet.

"Die Abwesenheit von professionellem Personal, kombiniert mit einer generellen Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der in den Mutter-Kind-Heimen geborenen Kinder, hat zu der entsetzlichen Säuglingssterblichkeit beigetragen", heißt es in dem Bericht.

Er sorgt in Irland für Aufsehen und Empörung. Ministerpräsident Micheal Martin wollte sich noch am Mittwoch entschuldigen, berichteten irische Medien. Am Vortag hatte Martin bereits gesagt, der jahrzehntelange Skandal sei eines der schwärzesten Kapitel in der Geschichte des Landes. Die Haltung der Gesellschaft zu Sexualität und Intimität sei in der Vergangenheit "verzerrt" gewesen

Tod im Heim wahrscheinlicher als außerhalb

Der Kommission zufolge war es vor 1960 für die als illegitim erachteten Kinder wahrscheinlicher, in den Heimen zu sterben als außerhalb. "Es war außerordentlich kalt und harsch für Frauen. Alle Frauen litten unter ernsthafter Diskriminierung", schrieben die Autoren des Berichts. Oft waren die in den Heimen lebenden Frauen durch Vergewaltigungen schwanger geworden, andere hatten gesundheitliche oder psychische Probleme. (APA, dpa, 13.01.2021)