Merkel ist beunruhigt, vor allem über die britische Mutation des Virus.

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Auch Deutschland bleibt nicht verschont. Zunächst war ein Fall der Coronavirus-Mutante B.1.1.7 in Baden-Württemberg gemeldet worden, danach tauchte es auch in Sachsen, Berlin und Bayern auf. Die infizierten Personen sind laut den Landesgesundheitsämtern aus Großbritannien eingereist, wo die Mutation im September erstmals identifiziert worden war. Zudem ist in Deutschland die Corona-Mutation B.1.351 aus Südafrika nachgewiesen worden. Die Behörden in Baden-Württemberg melden einen Fall, vorher ist schon einer in Nordrhein-Westfalen entdeckt worden.

Vor allem die "britische Variante" beunruhigt die Bundesregierung. Kanzlerin Angela Merkel hat in einer Online-Sitzung mit der Unionsfraktion im Bundestag davor gewarnt, das Virus könne in sehr kurzer Zeit "die Führerschaft gegenüber dem alten Virus" übernehmen. Zwar laute die gute Nachricht, dass die Corona-Impfung dennoch wirksam bleibe. Aber die Geschwindigkeit der Ausbreitung sei bei der Mutation sehr viel stärker. "Deshalb ist hier wirklich große Sorgfalt geboten", wurde Merkel von Teilnehmern der Sitzung zitiert. Man müsse versuchen, die Ausbreitung "zu verhindern, zumindest zu strecken".

Nicht bis Ostern im harten Lockdown

Daher rechnet Merkel nicht mit raschen Lockerungen. Im Gegenteil: "Deutschland steht vor acht bis zehn sehr harten Wochen", soll sie gesagt haben. Sie soll damit, anders als die "Bild"-Zeitung berichtet, aber nicht explizit gemeint haben, dass Deutschland bis Ostern im Lockdown sein werde. Allerdings ist damit zu rechnen, dass der derzeit bis 31. Jänner geltende Lockdown (geschlossene Läden und Schulen) verlängert wird.

Derzeit gilt in vielen Landkreisen eine neue Regelung: Wenn die Sieben-Tage-Inzidenz über 200 steigt, dürfen sich die Bewohner nicht mehr als 15 Kilometer über die Grenzen des Landkreises bewegen. In wenigen Tagen dürfte es auch in Berlin so weit sein.

Zeitraum zwischen erster und zweiter Impfung strecken?

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat prüfen lassen, ob man nicht, wie in Großbritannien, auch in Deutschland den Zeitraum zwischen der ersten und der zweiten Corona-Impfung strecken könnte, um damit den begrenzten Impfstoff möglichst vielen Menschen zukommen zu lassen. Doch die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut (RKI) rät davon ab und betont: "Die Gabe der zweiten Impfstoffdosis soll innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraums (derzeit 42 Tage) erfolgen." Daran will sich die Regierung halten.

Auf viel Kritik stößt die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), über eine Impfpflicht für Pflegekräfte nachzudenken, da sich viele von ihnen nicht impfen lassen wollen. "Im Moment über eine Impfpflicht zu spekulieren, verbietet sich. Ich will vor allem Impfakzeptanz. Jetzt geht es darum, aufzuklären, dass Impfen wichtig ist", sagt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Kanzlerin Merkel hat eine Impfpflicht schon vor längerer Zeit ausgeschlossen. (Birgit Baumann aus Berlin, 13.1.2021)