Sven Leiner gilt als Vorreiter der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise in der Südpfalz.

Foto: Fabian Pellegrini

Im Jahr ihrer Gründung im Jahr 2007, wurden Winzer wie Fred Loimer aus Langenlois oder Gernot Heinrich im burgenländischen Gols noch belächelt: Biodynamie sei Humbug, wer mit Mist gefüllte Hörner im Weingarten eingräbt, ist selbst schuld.

14 Jahre später sieht die Sache anders aus. Nicht nur, dass die Respekt-Gruppe mit den Neuzugängen Sattlerhof in der Steiermark und Sven Leiner aus der Pfalz jetzt 25 Mitglieder zählt, auch deren Weingärten sehen jetzt anders aus, sagen die Winzer.

Die Rebstöcke seien entspannter, heißt resistenter gegen Kälte, Krankheiten und Hitze. "Der Stock ist ausgeglichener", sagt Winzer Alex Sattler. Er hat gemeinsam mit Bruder Andi 2017 das Weingut von Vater Willi Sattler im südsteirischen Gamlitz übernommen. Wer biodynamisch arbeite, der gebe dem Weinstock die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Was darin resultiere, dass auch der Winzer ruhiger wird und der Wein Zeit bekommt, eine Balance zu schaffen.

Das Weingut Sattlerhof von Andi, Alex und Willi Sattler ist das erste Respekt-Mitglied aus der Steiermark.
Foto: Michael Königshofer

Im Weingarten bedeutet diese Philosophie so viele Nährstoffkreisläufe wie möglich herzustellen. Sprich, wie es beispielsweise Gernot Heinrich oder nun auch Alex Sattler tun, indem sie im Winter Schafe in den Weingarten lassen. Diese holen tiefer liegende Grünsubstanz durch ihr Abgrasen nach oben, Kompost hinterlassen sie direkt zwischen den Rebzeilen.

Es hätte gedauert, bis sie das Gedankengut der Biodynamie begriffen hätten, sagt Sattler. Erste Berührungspunkte hätte es schon in den 2000er-Jahren gegeben, doch sei der Funken erst in der Zusammenarbeit mit den Respekt-Winzern wie Heinrich oder Wieninger so richtig übergesprungen. 2016 erfolgte die Umstellung auf biologische Arbeitsweise. Mit 2021 kommt der erste biodynamisch-zertifizierte Jahrgang heraus.

Respekt und Freundschaft

Fred Loimer, Gründungsmitglied und stellvertretender Obmann der Gruppe sagt: "Respekt ist eine Vereinigung von Individualisten, die alle an einem Strang ziehen". Oberstes Ziel ist Qualität und Harmonie im Wein. Dass Österreich, was biologischen Anbau betrifft, weltweit Spitzenreiter ist, sei längst bekannt, sagt Loimer. Auch im Wein werde inzwischen 15 Prozent der Rebfläche in Österreich ökologisch bewirtschaftet. Die Respekt-Winzer bearbeiten dabei insgesamt eine Rebfläche von 850 Hektar in Österreich, Deutschland und Italien.

Michael Goëss-Enzenberg vom Südtiroler Weingut Manincor und Obmann der Respekt-Gruppe sagt: "Es geht darum, die Anima wieder in den Weinberg zu lassen. Das heißt zum einen Tiere, wie Hühner oder Schafe, aber auch dem ganzen wieder mehr Seele zu geben. Mensch, Tier, Pflanze und Boden, wenn diese zusammenspielen, merkt man das auch im Wein."

Respekt in Deutschland

Sven Leiner arbeitet am Fuße des Naturschutzgebietes Kleine Kalmit in der Südpfalz bereits seit 20 Jahren nach bio-dynamischen Prinzipien. Er ist damit Vorreiter in der Region. Langes aber schonendes Pressen und Maischestandzeit, also das Ziehen lassen vom Most mit den Stielen auch beim Weißwein, ermögliche es ihm beispielsweise seine Weine seit 2010 nicht mehr zu filtern. Das macht die Weine echter. Alles was drin ist, bleibt drin. Von trüben Wässerchen ist dabei trotzdem keine Rede. Die übrigen Winzer zollen dem Pfälzer Leiner insbesondere für seinen Weißburgunder Kalkbruch 2019 Respekt: "Gerade beim Weißburgunder gibt es leider eine Menge nichtssagender Vertreter. Sven Leiner zeigt, wozu die Rebsorte fähig ist, wenn man sie richtig behandelt."

Sven Leiner ist seit 2021 respekt-Winzer. Seine Weine sind seit 2010 ungefiltert, Spontanvergärung und Ausbau im großen Holz Routine.
Foto: Fabian Pellegrini

Auch Leiner betont die Ausgeglichenheit, die biologisch-dynamische Arbeitsweise im Wein und im Menschen verursache. Alle Winzer, die der Respekt-Gruppe angehören teilen diesen Ansatz, auch wenn die Herangehensweisen zum Teil sehr voneinander abweichen. Schließlich sind sie alle ausgeprägte Individualisten.

Am Sattlerhof in der Steiermark spricht man sich mit dem Ortswein "Gamlitz Sauvignon blanc, 2018" zudem für eine längere Lagerung der Weine aus. Ein Teil desselben Ortsweins ist bereits auf dem Markt. Die zweite Charge folgt in wenigen Wochen. Am liebsten wäre es dem Team vom Sattlerhof, alle ihre Weine bekämen so viel Zeit, wie sie benötigen. Denn Weine werden in Österreich in der Regel viel zu jung getrunken. Das möchten sie mit der zweiten Charge Ortswein Sauvignon blanc 2018 zeigen. Denn der bereite jetzt sein größtes Trinkvergnügen. Inzwischen habe man es immerhin geschafft keine zu jungen Lagenweine mehr auf den Markt bringen zu müssen. Der nächste Schritt ist es nun auch den anderen Wein-Kategorien, wie eben Ortswein, ihre Reifezeit zuzugestehen. (Nina Wessely, 13.1.2021)


Alle Respekt-Weingüter:
Paul Achs, Judith Beck, Busch, Christmann, Feiler-Artinger, Fritsch, Martin & Georg Fußer, Manincor, Gsellmann, Hajszan Neumann, Gernot & Heike Heinrich, Hirsch, Leiner, Loimer, Anita & Hans Nittnaus, Ott, Gerhard & Brigitte Pittnauer, Claus Preisinger, Sattlerhof, Ökonomierat Rebholz, Dr. Wehrheim, Weninger, Wieninger, Wittmann, Herbert Zillinger.