Vom Homeschooling-Jogger zurück in die Schulschlapfen: Kontrolliert und streng limitiert sollen sich die Klassenzimmer nun wieder füllen.

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Wien – Das heurige Schuljahr gleicht einer Achterbahn. Die Schleife, die in den vergangenen 24 Stunden gezogen wurde, war dann aber selbst für diese Ausnahmesituation noch einmal beachtlich. Statt einer Verlängerung des Fernunterrichts bis zu den Semesterferien, wie tags zuvor mehrere Medien bereits spekuliert hatten, verkündete Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Mittwoch zwar eine Verlängerung des Distance-Learning, das eigentlich kommenden Montag sein Ende finden sollte – allerdings nur bis 25. Jänner.

Danach will er im Schichtbetrieb den Präsenzunterricht wieder hochfahren. Das große Aber: Sollte der generelle Lockdown in verschärfter Form in die Verlängerung gehen, bleibt auch das nur eine Ankündigung. Das heißt: Fix ist nix.

Gruppenbildung

Dabei war in den Bildungsdirektionen der Bundesländer in den vergangenen Tagen bereits die Hölle los. Eltern, Lehrkräfte, sie alle wollten wissen, wie es ab kommender Woche weitergehen soll.

In einer eilig einberufenen Onlinekonferenz bekamen die Regionalbehörden zumindest etwas Klarheit, etwa was die Ausdünnung der Klassen anlangt: Hier könnte etwa wie im Frühjahr in zwei Gruppen geteilt und im Wechsel vor Ort unterrichtet werden. Dem Vernehmen nach ist es nicht ausgeschlossen, aus der Möglichkeit, die Kinder in Kleingruppen an die Schulen zu holen, eine Verpflichtung zu machen. Laut STANDARD-Recherchen soll es diesmal eine bundeseinheitliche Regelung geben, wie eine solche Ausdünnung ablaufen soll. Zu autonom waren die Empfehlungen des Ministeriums zuletzt regional umgesetzt worden – Eltern mit mehreren Kindern hatten plötzlich familienintern mit unterschiedlichen Schultagen zu kämpfen.

Wer soll kommen?

Wer überhaupt an die Schulen kommen soll? Ob es da altersbedingte Unterschiede geben wird? "Möglicherweise", gab sich Faßmann dazu im Ö1- Mittagsjournal noch recht vage. Und legte danach gleich die nächste Spur: Es gelte abzuwägen, wer leichter mit einem ausgedünnten Schulbetrieb umgehen könne. Spoiler: "Das sind möglicherweise die Älteren."

Bis es so weit ist, können Kinder und Jugendliche nur für Tests oder Schularbeiten an die Schulen geholt werden. Oder sie sind bereits jetzt zur Betreuung angemeldet – aktuell haben bundesweit rund 14 Prozent der Eltern Betreuungsbedarf angegeben, Tendenz steigend. Allerdings gibt es hier sehr starke Schwankungen, abhängig von den einzelnen Standorten bis hin zu den einzelnen Klassen. Während manche fast in Vollbesetzung anwesend sind, herrscht in anderen Bildungseinrichtungen gähnende Leere.

Re-Start mit Maske

Man wolle den Re-Start am 25. Jänner "mit aller gebotenen Vorsicht" einleiten, erklärte eine Sprecherin des Bildungsministers. Gemeint ist etwa eine erneute Maskenpflicht für alle ab der Unterstufe. Faßmann verspricht sich zudem viel von den neuen Corona-Selbsttests, die Schüler und Lehrer einmal pro Woche mittels einfachen Abstrichs im vorderen Nasenbereich machen sollen. Das Testen erfolgt freiwillig und für Volksschulkinder sowie Lernende in der Unterstufe nur mit Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten. Die entsprechenden Testkits seien bereits auf dem Weg an die Schulen und könnten bis zur eigentlichen Öffnung dann auch schon für Kinder in Betreuung verwendet werden.

All denjenigen, die seinen Öffnungsplänen skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, erwidert der Minister: Klar sei, dass man bei der Entscheidung über eine Öffnung der Schulen neben der Gesundheit auch andere Güter wie das Recht auf Bildung oder ein soziales Gefüge berücksichtigen müsse. "Man kann auf eine Gesellschaft keinen Betondeckel legen und sagen: Alles muss jetzt in eine Distanz gehen ohne Interaktion zueinander."

Oppositionskritik

Für Schüler in Wien und Niederösterreich bedeutet die Verlängerung des Distance-Learning, dass sie nur noch eine Woche Präsenzunterricht haben, bevor sie mit 1. Februar in die einwöchigen Semesterferien starten. Etwas mehr Unterrichtstage im Klassenzimmer gibt es in den anderen Bundesländern, wo die Ferien erst mit 8. Februar (Burgenland, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) bzw. 15. Februar (Oberösterreich, Steiermark) beginnen.

Vonseiten der Industriellenvereinigung (IV) kommt Applaus für die vorsichtige Wiederöffnung. "Es muss jetzt aber gelingen, diesen Kreislauf kurzfristiger Notlösungen oder Fristverlängerungen zu durchbrechen – wir brauchen eine verbindliche Strategie, wie Bildung heuer gelingen kann", sagt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Die Reaktion der Oppositionsparteien fiel gemischt aus: Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den Neos kritisiert ein "Verwirrspiel", bei dem sich niemand mehr auskenne. Ähnlich sieht das SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid. Es sei zwar gut, dass die Schulen ein neues Zieldatum hätten, allerdings sei das Wie noch nicht einmal annähernd geklärt. Der FPÖ reicht das alles nicht. Geht es nach den Blauen, soll der Unterricht bereits ab Montag starten.

Faßmann bleibt vorsichtig. Virus wie Kanzler haben ihm wohl schon zu oft einen Strich durch die Rechnung gemacht: "Die Zeit ist leider sehr, sehr unsicher." (Karin Riss, Markus Rohrhofer, 13.1.2021)